Von den Mühen der Gegenwärtigkeit

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Für das Judentum stellt sich die Frage, ob und wie seine Theologie universitär wird, für das Christentum, was es bedeutet, dass sie universitär ist.

Seit dem Konzil von Trient hat die katholische Kirche die Ausbildung ihrer Priester professionalisiert und dazu gehört bis heute das universitäre Studium der Theologie. Das hat gute Gründe. Sie liegen in den Anforderungen einer Bildungsgesellschaft, aber auch in der Struktur der Theologie selbst -und in jener der Pastoral.

Christliche Theologie entwickelt sich dort, wo der biblische Ursprungsimpuls kreativ auf das Denken einer Zeit trifft. Und da dieser Prozess nicht aufhören darf - denn die Tradition ist die erinnerte Geschichte der innovativen Entdeckungen des Glaubens - gibt es keine christliche Theologie ohne ständige Konfrontation mit dem Denken der Gegenwart. Und das sammelt sich repräsentativ an Universitäten. Dort gehört Theologie daher um ihrer selbst willen hin.

Pastoral aber als die kreative Konfrontation von Evangelium und Existenz heute kann es nie ohne das "Risiko der Gegenwart“, nie ohne Kenntnis des Denkens und des Lebens geben. Und auch da sind Universitäten Orte der Wahl, nicht allein, aber auch. Sie ermöglichen den Zugang zu den Archiven des Glaubens wie die Entdeckung von dessen Sinn und Bedeutung "in der Welt dieser Zeit“ .

Es gibt die Versuchung, Pastoral und Theologie an diesem Kontrast vorbei und unter diesem Niveau anzusiedeln. Manche halten das für fromm. Ist es aber nicht. Man erspart sich einfach die Mühen der Gegenwärtigkeit.

Sicher: Das kann auch auf universitären Fakultäten passieren und außerhalb davon vermieden werden. Aber eine Chance ist die Herausforderung universitären Wissens allemal. Und wenn es dort auch noch andere Theologien gibt: umso besser!

* Der Autor ist kath. Pastoraltheologe an der Universität Graz

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