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Soziale Schulungsarbeit im katholischen Frankreich

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Wie alle großen geistigen Bewegungen in der Menschheitsgeschichte empfing in den achtziger und neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts die christlich-soziale Bewegung ihre programmatische Fundierung zunächst aus dem literarischen Vortrag der Theorie. Vogelsang, Franz M. Schindler, Alois Prinz Liechtenstein, Franz Kuefstein waren ihre Wegbereiter. In die Breite hinaus griff die Bewegung, von diesen Grundlagen aus werbend und gewinnend, vor allem durch die Wiener „Praktisch-sozialen Kurse“ jener Zeit, zu denen sich die lebendigsten aktivistischen Kräfte versammelten. Der innere Gehalt jener Bewegung, die sich erfolgreich der sozialistischen in der Klarheit ihrer Zielrichtung und der damaligen Modernität ihrer Ideen gegenüberstellte, kann nur im Zusammenhang mit ihrer Geschichte geschätzt werden.

Einen ähnlichen tiefgreifenden Einfluß offenbart auch die systematische grundsätzliche Aufklärungsarbeit, mit der der französische Katholizismus den weiten Raum der sozialen Erage durchschürft. Nach sechs Jahren der Pause haben die „Semaines sociales de France“ voriges Jahr ihre Tätigkeit wieder aufgenommen. Sie tagten in Toulouse und behandelten das folgende Thema: „Soziale Umwälzungen und Befreiung der menschlichen Persönlichkeit.“ Über zweitausend Zuhörer nahmen an dieser imposanten Tagung teil.

Dieses Jahr wird die „Semaine sociale“ vom Montag, den 29. J u 1 i, bis Samstag, den 3..August, in Straßburg stattfinden. Sie wird als Gegenstand haben: die „Volksgemeinschaft in Frankreich“, das heißt die Beziehungen zwischen der notwendigen staatlichen Einheit und den ebenso notwendigen Freiheiten des Individuums und der Gemeinschaften sowie der Verschiedenartigkeit der Provinzen, der Berufe, der Klassen, der geistigen Familien.

Keine Stadt war besser dazu geeignet, diesen Gedanken zu versinnbildlichen, als Straßburg.

Die Tatsachen der Volksgemeinschaft sollen durch vier Vortrage illustriert werden:

„Was bedeutet der Begriff einer Volksgemeinschaft?“ (Charles F 1 o r y, Generalpräsident des „Semaines sociales“);

„Geschichtliche Bildung und Ablauf der französischen Volksgemeinschaft“ (Andre L a-t r e i 11 e, Univ.-Professor der phil. Fakultät Lyon);

„Die gegenwärtige Lage der Volksgemeinschaft des französischen Volkes“ (Josef Ho u r s, Agrege, Lycee Ampere, Lyon) und

„Einblick in die Gemeinschaft von einigen ausländischen Völkern“ (Abbe Rene de N a u-r o i s).

Nach dem Grundsätzlichen hin sollen folgende Vorträge weisen:

„Individuelle Freiheit und Einheit der Gemeinschaft“ (Msgr. Bruno de S o 1 a g e s, Rektor des Katholischen Instituts, Toulouse);

„Staat und Volksgemeinschaft“ (Abbe Charles Robert, von der theologischen Fakultät der Universität Straßburg);

„Volks- und Weltgemeinschaft“ (P. D e 1 o s, O. P., Jurist bei der französischen Botschaft beim Heiligen Stuhl) und

„Volksgemeinschaft und religiöse Gemeinschaften“ (P. de L u b a c, S. J., von der theologischen Fakultät der Universität Lyon).

Eine dritte Gruppe von Referaten wird die Richtlinien darstellen:

„Demokratische Struktur d* Staads“ (Chir-les B 1 o n d e 1, Präsident der Stcretariats sociaux);

„Stil des Lebens in der Provinz und in den Kleinstädten in bezug auf die Volksgemeinschaft“ (Emil Baas, Agrege, Lycee Ampere, Straßburg);

„Die Garantien für die Sicherheit der individuellen und kollektiven Freiheiten“ (Pierre G a r r a u d, Dekan der luridischen Fakultät Lyon);

„Volksgemeinschaft und Schulwesen“ (Pierre Henri Simon, Agrege, Univ.-Professor, Gent);

„Volksgemeinschaft und Jugend“ (Remy Montagne, Vizepräsident der katholischen Jugendbewegung);

„Die Bildung der öffentlichen Meinung“ (Josef F o 11 i e t, Univ.-Professor, Lyon);

„Proletariat und Volksgemeinschaft“ (Paul N o d d i n g s, Generalsekretär der Secre-tariats sociaux in Nordfrankreich);

„Städter und Landbewohner in der Gemeinschaft des französischen Volkes“ (J. M. G a t e r o n, aus dem Ausschuß Economic et humanisme); „Französische Gemeinschaft und Reichsgedanke“ (Paul Emile V i a r d, ehemaliger Dekan der juridischen Fakultät Algier) und „Volksgemcinsdiaft und Weltwirtschaft“ (Maurice B y e, Univ.-Professor der juridischen Fakultät Paris). Wie wir hören, werden eine Reihe österreichischer Persönlichkeiten zu den Straßburger Sozialen Wochen als Gäste geladen werden.

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