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Kurz vor Torschluß nahm nun auch der Nationalrat den 26. Oktober als arbeitsfreien Tag an. Schluß. Punkt. Aus. Ende der Debatte über den österreichischen Nationalfeiertag.

Aber diese Debatte konnte nicht zu Ende gehen, ohne daß von Seiten der FPÖ noch einmal alle deutschnationalen Argumente gegen einen österreichischen Nationalfeiertag zusammengetragen wurden. Diese haben wir schon 1966 und 1965 gehört. Das war keine Überraschung, ebensowenig, daß die sechs Freiheitlichen gegen die Regierungsvorlage stimmten.

Das Interessanteste an dieser Debatte war die „Zurückhaltung“ der Regierungspartei. Sie überließ es „(großzügig“ den sozialistischen Abgeordneten Stroer und Gratz — beide sind Vertreter der jüngeren Generation —, für die Regierungsvorlage einzutreten, die deutschnationalen Argumente zurückzuweisen und ein unpathetisches, aber eindrucksvolles Bekenntnis abzulegen. Der von der Volkspartei gestellte Debattenredner beschränkte sich hingegen auf einige farblose Bemerkungen.

Verschiedene Beobachter, allen voran die Grazer katholische „Kleine Zeitung“, sind sich einig, daß wieder einmal die bekannten Rücksichten auf „Randschichtenwähler“ die Ursache für diese Leisietreterei waren. Das ist tief bedauerlich bei einer Partei, in deren ersten programmatischen Leitsätzen wir ein klares Bekenntnis zur österreichischen Nation finden, in deren theoretischem Organ „Die österreichischen Monatshefte“ unter der Leitung von Alfred Missong vor vielen Jahren schon dieses Bekenntnis theoretisch begründet und popularisiert wurde. Nicht zuletzt aber hätte sich die Volkspartei nur an einen Mann erinnern müssen, dem sie viel, wenn nicht alles verdankt: an Leopold Figl. In seiner letzten Radiobotschaft zu Ostern 1965 gab Figl seinen Parteifreunden und allen Österreichern gleichsam als Testament folgende Mahnung: „Österreich und die österreichische Nation müssen für uns Realitäten sein und nicht Diskussionsgrundlagen.“

Hat man in der Partei, die sich vor dem Namen Figl auch heute noch beugt, diese Worte vergessen? Droht wirklich, wie es Figl in derselben Rede befürchtete, „echter österreichischer Patriotismus, der sich seit 1945 so glänzend bewährt hat, im Überfluß des WohlfaihrtAaates zu ersticken“, ist hier jenes — um ein letztesmal Leopold Figl zu zitieren — notwendige Maß an Zivilcourage verlorengegangen, das allein der österreichidee zum allgemei-nen Durchbruch verhelfen kann?

Solche klaren Worte werden gegenwärtig nicht gerne gehört. Sie könnten das politische Geschäft stören. Grund genug, an sie zu erinnern und dem Bedauern aller christlichen Demokraten und Patrioten, die an der Wiege der Volkspartei standen, über solche mangelnde Bekenntnis-freudigkeit Ausdruck zu geben.

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