Die Lustige Witwe.jp - © Volksoper

„Lustige Witwe“ an der Volksoper: Mit diesem Lehár ist kein Staat zu machen

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Über eine unerwartete Bruchlandung.

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Über eine unerwartete Bruchlandung.

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Im Jahr 2011 hat Mariame Clément Rameaus „Castor et Pollux” inszeniert, 2017, wiederum am Theater an der Wien, Purcells „Fairy Queen“. Im Sommer wird sie in Salzburg bei „Les Contes d’Hoffmann“ Regie führen. Jetzt debütierte sie mit der „Lustigen Witwe“ an der Volksoper; ihr erster Ausflug in das Reich der Operette. Nicht nur für sie, auch für den Dirigenten, den erst wenige Monate in dieser Funktion amtierenden Musikdirektor dieses Hauses, Ben Glassberg. Hätte man das nicht gewusst, wäre es einem bald bewusst geworden. Denn weder mit dem Stück noch mit dem spezifischen Stil dieses Meisterwerks der Silbernen Operette wissen die beiden wirklich etwas anzufangen.

Nicht jung dürfe die Witwe sein, sondern bereits in die Jahre gekommen. Erst so komme ihr Text richtig zu Geltung, ist Clément überzeugt. Entsprechend gemahnt sie (wenig sinnlich: Anett Frisch) in dieser Szenerie an eine gealterte Dame im Outfit der 1940er Jahre. Bei Danilo (routiniert: Daniel Schmutzhard) weiß man nicht recht, geht er behäbig am Stock wegen seines Alters oder weil er sich im Maxim verausgabt hat, als Diplomat gewiss nicht. Viel Vorhang und drehende Holzwände dominieren das jeweilige Ambiente nur wenig treffende Bühnenbild von Julia Hansen. Dazu passt eine Holzkiste anstelle des üblichen Pavillons.

Fast scheint es, als wollte man partout alle Atmosphäre vertreiben, die man sonst mit diesem Lehár verbindet. Dem hat sich auch Glassberg verschrieben. Er treibt die Musiker derart durch die Partitur, als gelte es, Rekorde aufzustellen. Zeit zum Atemholen, gar zum differenzierten Auskosten des Melos bleibt kaum. Immerhin, die Choristen sind gut in die Szenerie eingebunden. Von den Protagonisten hätte man sich bei dieser weniger auf pointierten Charme setzenden als geradezu Weltuntergangsstimmung verbreitenden Produktion ungleich mehr gewünscht. So primitiv, wie ihn Jakob Semotan mimt – von ihm stammt auch die neue Dialogstimmung –, muss der pontevedrinische Kanzlist Njegus nicht sein. Eine unerwartete Bruchlandung.

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