Ein-falsches-Wort Cover - © Foto: Monika Rittershaus

Opernkrimis haben ihre Tücken

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Hindemiths „Cardillac“ im Haus am Ring, Rossinis „La gazza ladra“ neu im Museumsquartier. Ein Wechselbad.

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Hindemiths „Cardillac“ im Haus am Ring, Rossinis „La gazza ladra“ neu im Museumsquartier. Ein Wechselbad.

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Dominique Meyer hat mit Hindemiths „Cardillac“ im Oktober 2010 seine am Ende zehnjährige Direktion am Haus am Ring eröffnet. Mit dem damaligen Generalmusikdirektor Franz Welser-Möst am Pult. Ein umjubeltes Entree. Trotzdem hat es diese Oper, die in der Staatsoper in ihrer Urfassung gezeigt wird, nur zu elf Vorstellungen gebracht. Was erstaunt: Weder die Musik noch das Libretto stellen derartige Anforderungen, die von einem Besuch dieses – man darf es durchaus so formulieren – Opernkrimis abhalten sollten. Das Libretto stammt von dem zu Lebzeiten in Literaturkreisen bekannten und geschätzten Ferdinand Lion. Er hat sich dafür von E.T.A. Hoffmanns Novelle „Das Fräulein von Scuderi“ inspirieren lassen. Das ist auch der Anlass für diese Wiederaufnahme, nämlich das Hoffmann-Jahr: Der deutsche Romantiker ist vor 200 Jahren, am 25. Juni 1822, verstorben.

Ganz mit der Spannung, welche die seinerzeitige Premiere dieser von Sven-Eric Bechtolf inszenierten Produktion ausstrahlte, konnte diese Wiederaufnahme nicht mithalten. Der durch seine frühere Tätigkeit als Chefdirigent des ORF Radio-Symphonieorchesters Wien hinreichend bekannte Musikchef am Stuttgarter Opernhaus, Cornelius Meister, sorgte für zügige Tempi und eine exakte Koordination zwischen Bühne und Orchestergraben. Atmosphärisch wäre mehr drinnen gewesen. Tomasz Konieczny, 2010 der Goldhändler, schlüpfte diesmal in die ihm weniger liegende Rolle des Goldschmieds Cardillac, der durch seine Besitzgier zum Mörder wird. Auch die vokal perfekte Vera-Lotte Boecker vermochte in der Partie der hier zur Marionette diminuierten Tochter Cardillacs nicht mit jener Ausstrahlung aufzuwarten wie die damalige Premierenbesetzung Juliane Banse. Zu martialisch legte, ebenfalls ein Rollendebüt, Evgeny Solodovnikov den Vertreter der staatlichen Macht an.

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