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Ein Wiedersehen

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Mit dem „Don Gil von den grünen Hosen“ des Spaniers Tirso de Molina hat Herbert Wochinz seine zwölften Komödienspiele in Spittal eröffnet und der wohlgeneigten Prominenz wie den allzeit getreuen Stammgästen vorgesetzt, zum dritten Male, wenn man in der Geschichte der Komödienspiele zurückblättert, Minister, Mandatare und Kulturcreme überboten einander in Beifall, und die Fabel von der hoffnungslos verliebten Dona Juana, die in grünen Hosen den ungetreuen Don Martin wiedergewinnt, kam in einer rasanten, gut eingespielten und zuletzt auf ganze Lautstärke gebrachten Aufführung zur Geltung, wobei man den Damen Miriam Dreifuss (Dona Juana) und Ulli Fessl (Dona Ines) wie auch Luise Prasser als „einfädelnde“ Quintana volles Lob zollen muß, während bei den Herren Georg Trenkwitz als Don Juan in übersteigerter komödiantischer Manier diesen zum lustigen Mittelpunkt des Abends zu machen wußte. Begnügen wir uns, diese zu nennen, ohne damit Nachteiliges über die übrigen Ensemblemitglieder ausgesagt zu haben. Die Kostüme von Matthias Kralj zeigten kultivierten Geschmack. Fazit: ein erfolgreicher Neubeginn.

Hatte man mit „Don Gil“ Vergangenes aufgefrischt, betrat man mit „Henrik und Pernilla“ von Ludwig Holberg Neuland, ja man hatte sogar ein vergessenes Stück des „dänischen Moliere“ durch H. C. Artmanns Sprachkunst wiedergewonnen und damit eine rühmliche Tat gesetzt. Eine übermäßige Erfindungsgabe ist Holberg nicht nachzusagen, er liebt es, in Monologen erläuternd zu wirken, die Szenen durch ein „Da seh ich kommen...“ zu verknüpfen und bewährten Komödienstoff in neuen Faltenwurf zu legen, dem witzigen Wort — und hier liegt die Stärke — den Hauptanteil zu überlassen wie auch hier in dem romantischen Geschehen, da ein Diener es als Herr versucht und dabei glaubt, eine vornehme Dame zu gewinnen, während diese, Zofe von Beruf und nur als Gnädige ausstaffiert, ihrerseits das große Los gezogen zu haben glaubt: Verwechslung, Eifersucht der beiden verlobten Vornehmen, leidenschaftlicher Streit und dann die Lösung, die alle befriedigt.

Dieses aus der Commedia dell'arte abstammende Schema, darin Henrik dem Arlecchino und Pernilla der Calombina nachgeriet, hat Herbert Wochinz äußerst effektvoll und an Präzision einwandfrei ins Komödiantische zu transportieren gewußt. An unsichtbaren Fäden zieht er die scharf profilierten, schon durch das kostbare Kostüm der Evelyn Frank wirksam betonten Figuren zu übermütiger Handlung, wobei die „Spaßmacher“, wie z. B. der vollsaftige, rustikale Arff des Felix Dvorak (eine Meisterleistung), richtig zur Geltung kommen. Ulli Fessl als wendige, berechnende und den Raum beherrschende Pernilla sei gerühmt, Peter Uray als Henrik die Palme für sein engagiertes, fröhlich-komisches Spiel gereicht, darin er zur Achse des Geschehens wird Sicher gezeichnet die kuppelnde Magelona Grete Bittner. Dem „seriösen“ Paar gewinnen Leonora (Brigitte West) und Bernhard Letizky (Leander) saubere Leistungen ab. Enormer Beifall als Beweis, daß eine Wiederbelebung glückte.

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