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Eine Universität mit Schwerpunkt in der Postgraduate-Ausbildung - aber nicht mit allen herkömmlichen Studieneinrichtungen - soll die NÖ Landesakademie in Krems werden.

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Eine Universität mit Schwerpunkt in der Postgraduate-Ausbildung - aber nicht mit allen herkömmlichen Studieneinrichtungen - soll die NÖ Landesakademie in Krems werden.

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FURCHE: Das private Managementberatungsinstitut Jean-Fran-cois Jenewein kündigte dieser Tage ein zweisemestriges EG-Postgra-duate Studium an der wissenschaftlichen Landesakademie in Krems an?

FEIER KAMPITS: Ja, im Hinblick auf. die wirtschaftliche Verflechtung Österreichs ist unabhängig von einem tatsächlichen EG-Beitritt Österreichs für Juristen, für Betriebswirtschaftler, Agrarfach-leute, für Manager im Versiche-rungs- und Bankenwesen usw. wirtschaftliches und rechtliches Know-how notwendig. An der NÖ Landesakademie könnte ein solches EG-Studium ab 1990 angesiedelt werden.

Das Kuratorium hat im Juni das endgültige Strukturkonzept für die Landesakademie gebilligt, in dem Ökonomie, Ökologie, Kultur- und Geisteswissenschaften, Technologie, Medizin und Jurisprudenz als Schwerpunkte für den Lehrbetrieb an der Landesakademie verankert sind.

Bereits seit Herbst 1988 gibt es als eine Art College in Krems das Institut für Tourismusmanagement; ab kommenden Herbst veranstaltet die Wirtschaftsuniversität einen richtigen Universitätslehrgang für Fremdenverkehr, der als ein vierse-mestriges Kurzstudium gilt, WU-Studenten können sich also von Anfang an auf Tourismus spezialisieren.

FURCHE: Welche weiteren konkreten Projekte existieren?

KAMPITS: Von der Akademie der Führungskräfte in Graz ausgearbeitet, wird im Frühjahr 1990 einerecht elitäre Topmanagement-Ausbildung mit höchstens 20 bis 30 Studienplätzen bei einer monatlichen Studiengebühr von etwa tausend Dollar angeboten, sie soll einen Schwerpunkt in Ost-West-Wirtschaftsfragen haben. Das geschieht in Zusammenarbeit mit dem Lud-wig-B oltzmann-Institut für Managementforschung, das ein zehnmo-natiges Aufbaustudium für den internationalen akademischen Grad „Master of Business Administration'' (MAB) erarbeitet.

FURCHE: An welchen Orten finden diese Lehrveranstaltungen statt?

KAMPITS: Die Austria Tabakwerke geben ihre altenTabakf abrik in Krems auf, die freigegebenen Teile werden nach und nach für uns adaptiert. Als Vorlesungssaal dient uns derzeit der bereits fertiggestellte Festsaal. Eingewisses Problem stellt noch die Unterbringung der Hörer dar.

Ander Landesakademie abgehalten werden auch bereits Weiterbildungsveranstaltungen für Juristen in Zusammenarbeit mit der Rechtsanwaltskammer, etwa zu den Themen Europarecht, niederösterreichisches Bodenrecht. Das sind Wochenendkurse für Notare, Rechtsanwälte, Beamte der Bezirkshauptmannschaft, aber auch für interessierte Diplomstudenten.

Der Pädagogik-Professor Marian Heitger hat Veranstaltungen im Rahmen seiner Doktorandenausbildung an die Landesakademie in Krems verlegt.

Für kommenden Herbst neu geplant sind außerdem Pilotprojekte für eine Medienakademie. In ihr sollen besonders praxisnahe einwöchige Lehrgänge zunächst für Wissenschafts-, Wirtschafts- oder Kul-turjoumalisten angeboten werden.

FURCHE: Wird dabei mit demPu-blizistik-Institut der Universität Wien und mit dem Kuratorium für Journalistenausbildung zusammengearbeitet?

KAMPITS: Ja natürlich. Es existiert auch die Idee, Lehrgänge für Journalisten und Medienleute aus dem Ostblock zu veranstalten.

FURCHE: Solche Lehrgänge sind dann aber nicht eigentlich „postgraduale“, also nicht nur für Hochschulabsolventen zugänglich?

KAMPITS: Dazu muß man sich die juridische Situation vor Augen halten. Die NÖ Landesakademie kann den Absolventen der verschiedenen Lehrgänge derzeit nur ein Diplom überreichen, da sie - noch -kein Öffentlichkeitsrecht hat. Wo Hochschullehrgänge eines Universitätsinstitutes stattfinden, stellt natürlich die Universität ein Zeugnis aus. Erhalten auch wir das Öffenthchkeitsrecht, ist dieses Problem gelöst.

FURCHE: Haben sich die seinerzeitigen Widerstände, etwa der Österreichischen Rektorenkonferenz, gegen die Errichtung einer Universität in Niederösterreich gelegt?

KAMPITS: Nein, so einfach kann man das nicht sagen, aber es gibt gute Kontakte zu einzelnen Universitäten, etwa zu Innsbruck, auch zu einzelnen Personen, etwa dem künftigen Rektor der Wiener Universität, dem Ethnologen Karl Wernhart Entweder wir erhalten eine volle juridische Anerkennung oder wir müssen-unabhängig vom Prüfungsnachweis - durch die Qualität der von uns gebotenen Lehrveranstaltungen überzeugen.

E in Pilotprojekt ab Herbst istauch ein Lehrgang für Kulturmanagement, mit Schwerpunkt auf bildender Kunst und Museologie.

Das Institut für Ost- und Südosteuropaforschung mit dem Sitz in Klosterneuburg ist an der NÖ Landesakademie angesiedelt, dieses ebenso wie eine für Oktober am Institut geplante Konferenz zur Vorbereitung einer ARGE Donauraum ensprechen dem Schwerpunkt „Donauraum“ der Landesakademie.

Im Bereich Medizin soll die psychiatrische Fachausbildung bei uns angesiedelt werden, mit Standort im Krankenhaus Gugging/Kloster-neuburg. In Zusammenarbeit mit der Ärztekammer ist für praktische Arzte, Spitalsärzte usw. ein Seminar zu Ethik und Medizin geplant, Hochschullehrgänge für Gerontologie und Geriatrie, für Bewegungstherapie mit dem Ziel der akademischen Ausbildung der Pflegeausbildner sind Zukunftsperspektiven.

FURCHE: Woher kommen die Vortragenden? Kann die Landesakademie auf diesem Gebiet mit den Universitäten konkurrieren?

KAMPITS: Natürlich kommen bei uns Lehrende von den Universitäten, aber wir legen auch großen Wert auf erfahrene Leute aus der Praxis, gerade etwa in der Wirtschaft.

Wir sind momentan auch dabei, eine Forschungsdatei anzulegen, in der alle niederösterreichischen Forschungsprojekte erfaßt werden. Die Förderung und Koordinierung der Forschungsvorhaben des Landes ist ja auch eine unserer Aufgaben. Dabei wollen wir der Forschung natürlich auch ein Profil geben.

Im technologischen Bereich haben wir eine Bedarfserhebung machen lassen und zunächst einmal Veranstaltungen in Fertigteiltechnik, in Verfahrenstechnik und in Computertechnik ins Auge gefaßt Ein von uns angestrebter Idealzustand wäre es, bei fast allen Projekten finanzielle Mittel nicht nur vom Land Niederösterreich und vom Bund, sondern auch von interessierten Unternehmen und Institutionen in Niederösterreich zu erhalten. Für 1990 haben wir ein Budget von 52 Millionen Schilling beantragt, wovon 35 Millionen auf den Lehrbetrieb, auf die Veranstaltungen und Forschungsvorhaben entfallen.

Mit dem wissenschaftlichen Leiter der NÖ Landesakademie und Professor für Philosophie an der Universität Wien sprach Leonore Rambo-aek.

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