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Kampf dem System
Eine liberale Partei war die „alte” FPÖ vor Jörg Haider nicht. Bereits im Jahrbuch für Politik 1985 hat Alfred Stinnemann (zutreffend) behauptet, daß das nationale Element im Parteiprogramm 1985 eine Ausweitung erfahren habe, wogegen die „Verwandlung” in eine liberale Partei nicht gelungen sei.
Es war das Ergebnis eines Kompromisses liberaler und nationalkonservativer Kräfte. Mit den „Thesen zur politischen Erneuerung” verstärkt die FPÖ nun eindeutig das konservative Element, ohne dabei grundsätzliche liberale Positionen zu verlassen, wenn man den Liberalismus als die Kraft sieht, die sich historischen Verdienste um die Rechte des einzelnen, die Garantie des Rechtsstaates, Mei-nungs- und Pressefreiheit, die Entstehung einer marktorientierten Industriegesellschaft und die Achtung des Privateigentums erworben hat.
Die „Thesen” sind aktualisierte Schwerpunkte (auf der Grundlage des Parteipro-grammes), mit dem sich die
FPÖ vor allem im Hinblick auf die kommende Nationalratswahl in kurzer und verständlicher Form präsentieren will. Sie sollen die Partei gleichsam profilieren und charakterisieren. Sie bestehen aus vier Teilen; einer Zu-standsanalyse; der „Kampfansage” an das System, das verändert werden soll; einem Grundwerteteil und 19 Thesen zur praktischen Politik mit Zielangaben in diversen Sachbereichen. Neben dem
Versuch einer Charakterisierung durch zahlreiche grundsätzliche sachpolitische Zielsetzungen enthalten die Thesen einige Botschaften, wie die Absage an schrankenlosen Hedonismus und eindeutige Bekenntnisse zu Recht und Ordnung.
Die FPÖ versteht sich nach den Thesen als pragmatische Sammelpartei zur Lösung sozialer Fragen und zur Überwindung des Herrschaftssystems der großen Koalition, der Kammern, der Sozialpartnerschaft und der Proporzwirtschaft. „Ziel ist es, die liberalen Ideen der Grund- und Freiheitsrechte durch die Befreiung der Bürger von den politischen Parteien zu vollenden”. Sie sieht sich als Bürgerrechtsbewegung, die befreit von ideologischem Ballast weniger danach fragt, wie dem politischen Liberalismus wieder Leben eingehaucht werden kann, sondern vermeint, Vorschläge zur Lösung der praktischen Probleme der Bürger leisten zu können.
Der Autor ist
Sektions- Chef im Heeresministerium und Mitglied der FPÖ- Thesenkommission.
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