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Obmann gesucht? Selbstbewußtsein!

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Warum soll eigentlich jemand eine Partei, die niemand führen will, wählen? Da muß doch auch dem ÖVP-„Smiley" das Lachen vergehen, wenn noch etwas G'spür für die verheerende psychologische Wirkung verblieben ist.

Josef Riegler macht seine Wiederkandidatur als Parteiobmann beim Juni-Parteitag vom Gelingen einer ÖVP-Reform abhängig, von der das Gros der Delegierten, das in einem Monat darüber beschließen soll, heute noch nicht einmal die Konturen kennt. Heinrich Neisser, Helga Rabl-Stadler und zuletzt auch Erhard Busek haben bereits bestimmt abgewunken. Und die redseligen Königsmacher von ehedem üben sich verlegen in trappistischem Stillschweigen.

„Joschi, mach 's Du." Weil es ja schließlich irgendeiner machen muß.

Wie am 19. Mai vor zwei Jahren -Riegler wurde damals mit 90,2 Prozent der Delegiertenstimmen in der Wiener Hofburg neunter ÖVP-Obmann -drückt heute ein jeder herum.

Riegler hat sich 1989 nicht aufgedrängt, ganz im Gegenteil. Erst die „Königsmacher" mußten ihn, knapp daran, sich als Wahlkommission i kläglich zu blamieren, überreden, ihnen und der Partei aus der Patsche zu helfen.

Dieses Opfer war und ist Josef Riegler, menschlich durchaus verständlich, anzusehen. Das hat auch Rückwirkungen auf die Ausstrahlung, die von einer Persönlichkeit ausgeht. Und er ist zu ehrlich, um sich zu verstellen.

Andere können das besser, wenn sie ihm jetzt mit der einen Hand wieder ermunternd auf die Schulter klopfen, während die andere alles abwürgt, was einschneidenden Macht- und Kompetenzverlust bedeuten könnte. Und wer zittert davor, daß Riegler sein Junktim auch wahrmachen könnte?

Das Bild, das die Volkspartei in diesen Tagen von sich bietet, ist von verheerender Signalwirkung. Wenn sich keiner darum reißt, für diese Partei die Verantwortung zu übernehmen, was soll sie dann noch bei Wahlen reißen?

Die Partei/die Verantwortungsbereitschaft auf ihre Fahnen geschrieben hat, die unternehmerische Zuversicht sowie Mut zum Risiko predigt und die für kühne Zukunftspläne Wähler gewinnen will, exerziert in aller Öffentlichkeit das genaue Gegenteil vor: Herumdrücken vor der Verantwortung, Risikoscheu, Verlegenheit. Da geht es längst nicht mehr nur um einen Namen, sondern um Glaubwürdigkeit. Diese kann jetzt die Frau, der Mann retten, welche(r) sich selbstbewußt zutraut, was man der ÖVP zutrauen soll. So jemanden gibt es in der ÖVP nicht mehr?

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