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Was traut sich der Neue zu fordern?

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Durch seine definitive Nicht-Kandidatur als ÖVP-Parteiobmann will Erhard Busek einen „Zwang zur Einigung” ausüben, denn „in Wahrheit müssen die Teile der Partei zueinanderfinden”. So richtig dieser Befund ist, so falsch ist die Annahme, daß der Verzicht auf eine Kampfabstimmung am Parteitag durch die Nominierung eines einzigen Kandidaten die ÖVP-Probleme lösen kann.

Solche „Einigkeit” hat die Volkspartei auch gezeigt, als sie vor fünf Jahren Alois Mock mit imposanten 98,6 Prozent zum vierten Mal und vor zwei Jahren Josef Riegler mit überwältigenden 90,2 Prozent zum Parteiobmann gewählt hat. Mit dem Ergebnis, daß am Tag nach dem Votum die Geschlossenheit bereits wieder verflogen war.

Noch deutet nichts - und erst recht nicht die subtile Regie hinter der laufenden Obmann-Kür, mit der Kandidaten forciert oder verhindert werden -darauf hin, daß eine Gesinnungsreform Kampf und Krampf verbannt hätte. Josef Riegler hat zum Abschied aus der bis zuletzt erfahrenen Illoyalität kein Geheimnis gemacht.

Wer immer seine Nachfolge antreten wird: Die neue Frau, der neue Mann sollte sich nicht durch ein hochprozentiges Wahlergebnis am Parteitag blenden lassen. Auch nicht von Argumenten, die allesamt nicht neu sind.

„Integrativ, stark, reformfähig” (Hans Katschthaler) soll der neue Parteiobmann sein. Nach diesen Kriterien hat man nicht erst 1989 Riegler gekürt. Und wenn Erfolg im Wirtschaftsleben und gelebte Leistungsbereitschaft zur Charakteristik gehören, müßte eigentlich ein ÖVP-Bundeskanzler seit einem Jahrzehnt Josef Taus heißen. Argumente sind Wetterfahnen. Beruflicher Erfolg unterstreicht Qualitäten, garantiert aber nicht gleichzeitig bereits den politischen Erfolg.

Ob Quereinsteiger wie der Manager Bernhard Görg oder Polit-Profi: Stark wird ein ÖVP-Obmann nur dann sein, wenn er nicht wieder aus der Erleichterung heraus, daß sich irgendjemand gefunden hat, gewählt wird, sondern wenn er mit knallharten Bedingungen akzeptiert wird, die er vor seiner Wahl den Delegierten präsentiert. Insofern dürfte die Parteireform (siehe Seite 5) noch gar nicht als abgeschlossen betrachtet werden. Stark wäre der künftige ÖVP-Chef dann, wenn es zur Parteierfahrung wird, ohne ihn aufgeschmissen zu sein. Darin besteht ja nebstbei auch die innerparteiliche Stärke voii Franz Vranitzky und Jörg Haider.

Wählen heißt auswählen zwischen Persönlichkeiten und Vorstellungen. Um diese Chance sollte sich die ÖVP nicht selbst bringen.

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