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Herausforderer?

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Die öffentliche Demontage A lois Mocks durch seine Parteifreunde, die wieder einmal demonstrieren, was von Freundschaft in der Politik zu halten ist, ist ein großes Unrecht an einem grundanständigen, hochbegabten und bienenfleißigen Mann, dem es aber seit den letzten Nationalratswahlen an der in der Politik notwendigen Fortüne mangelt.

Allerdings wäre Mock gut beraten gewesen, der von ihm mitverschuldeten Niederlage Rechnung zu tragen und sich von selbst auf die unangreifbare Position des Außenministers, auf die man ihn jetzt abschieben will, zurückzuziehen und so diesen „Freunden“ zuvorzukommen. Schlimmer jedoch als die dilettantische und inhumane Demontage ist die Art, in der die Nachfolge Mocks geregelt und sein Nachfolger gekürt werden soll.

Ziehen wir zum Vergleich, wie man einen angeschlagenen Parteiobmann loswird, etwa die Situation des sozialistischen Parteiobmanns Bruno Pittermann heran, der am Parteitag der SPÖ 1967 von Kreisky abgelöst wurde, nachdem vorher eine Konfrontation und Kampfabstimmung stattgefunden hatte. Doch es gibt ein zeitlich näherliegendes Beispiel: Im September 1986 wurde der amtierende Parteiobmann der FPÖ, Vizekanzler Norbert Steger, in einer offenen Kampfsituation abgewählt. In beiden Fällen hat dieser Wechsel der Partei etwas gebracht, und auch der vorhergehende Kampf hat ihr nicht geschadet, sondern genützt.

Wie ist es gegenwärtig mit der ÖVP bestellt? Der präsumtive Nachfolger Josef Riegler ist nur bereit, die Nachfolge Mocks anzutreten, wenn es nicht zu jener Kampfabstimmung kommt, die Mock angeboten hat. Das bedeutet, daß der neue Obmann den Gesetzen des Kampfes, die nun einmal für die Politik gelten, ausweichen und auf „Nummer sicher“ gehen will. Wie aber soll jemand, der schon bei seinem Start eine Konfrontation scheut, später unweigerlich kommenden innerparteilichen und innenpolitischen Kämpfen und Kraftproben gewachsen sein und standhalten?

Wenn die erwähnten Kämpfe und die durch sie erfolgten Klärungen der SPÖ und der FPÖ etwas gebracht haben, so kann man im Fall der ÖVP den Umkehrschluß wagen, daß die respektable Verlegenheitslösung Riegler, die man noch dazu unter Umgehung der normalen Form des politischen Kampfes etablieren will, der Partei nicht viel bringen wird — und bald ein neues Bauernopfer notwendig machen könnte.

Es stellt sich die Frage, ob jemand, der nicht zu kämpfen bereit ist, einen billigen Sieg verdient.

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