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Raritäten im Stifts-Ambiente

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Die oberösterreichischen Stiftskonzerte liegen konzeptgetreu weiterhin auf der Linie des Ausgefallenen. Nach Händeis „Messias", immerhin hierzulande rar genug in englischer Sprache, kam auch Händeis kaum beachtete Pastoraloper „Acis und Galatea" zu Aufführungsehren, konzertant natürlich und wiederum englisch gesungen.

Als Stammensemble der Stiftskonzerte hatten sich die berühmten Scho-lars und das ebenfalls kompetente Scholars Baroque Ensemble um das Werk angenommen. Aus der griechischen Mythologie stammend, handelt es von der Liebe des Schäfers zur Meeresnymphe und vom Zyklopen Polyphem. Händel hat dazu eine sehr bewegte, spontane Musik erfunden, die sich durch die Charakterisierung der Personen auszeichnet und in Solo-Arien, Duetten und Terzetten abwechslungsreich gestaltet wird.

Der Abend mit dem Kölner Auryn Quartett war vom Ambiente her etwas Besonders. Das Sommerrefektorium des Stiftes Lambach bot den prunkvollen Rahmen und erwies sich akustisch nicht unbedingt als vorteilhaft. Manches klang rauher und schärfer, scheinbar die Homogenität irritierend, zumal bei Mendelssohn und Schubert, während Bartöks letztes Streichquartett durch die souveräne Behandlung absolut nichts von seinem Glanz einbüßte.

Als Experiment war die Mendels-sohniade in Kremsmünster quasi zur Ehrenrettung des vor 145 Jahren verstorbenen, in der Kammermusik meist unterschätzten Komponisten gedacht. Der dreiteilige Marathon-Abend wäre um die Hälfte kürzbar gewesen, jedenfalls um die krampfhaft eingebauten antiquierten Lieder und Duette, die höchstens noch in einem Studienkonzert berechtigtenPlatz finden. Hier selektiver vorzugehen wäre richtig gewesen.

Risikolos hingegen waren die Instrumentalproben durch immerhin eine Reihe von namhaften Künstlern wie das Haydn Trio und wiederum das Auryn Quartett, für das berühmte Es-Dur Streichoktett erweitert um Michael Schnitzler, Wolfgang Redik, Ilse Wincor und Walther Schulz. Das Publikum unterschied im Beifall genau zwischen dem vergessenen und dem hörenswerten Mendelssohn-Werk.

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