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Schwarzer Ekel
Unter den dramatischen Szenen während des Putsches im spanischen Parlament war eine die dramatischste: Ein Abgeordneter stellte sich den bewaffneten Militärs in den Weg, er wollte sie mit bloßen Händen abwehren.
Dieser einzelne Couragierte erinnerte an die jungen Menschen, die in Prag 1968 mit ihren Tennisschuhen gegen die Ketten der sowjetischen Panzer stießen - verzweifelte Gesten der Ohnmacht. Die Frage war aufgeworfen, was würde man selbst in einer solchen Situation tun.
Die 116. Ausgabe von Claus Gatterers ,,Teleobjektiv“„(FS 1, Mi.. 25. 3., 10.15 Uhr) war dem wiederauflebenden
„Rechtsfaschismus“ in Europa gewidmet, mit dem unter anderem Nationalismus, Rassismus, Fremdarbeiterhaß, Ruf nach Todesstrafe in einem gehen.
Der Sinn dieser unemotionellen FS-Präsentation war klar: Attentate auf fündige U-Rich- ter, Aufrüstung privater „Wehrsportgruppen“, neofaschistische Parolen im Munde ganz Junger wurden im leidenschaftslosen Zusammenschnitt kraft Umkehrwunsch zu einer Lehrstunde im Unterrichtsfach Demokratie:
Wie jung und verletzlich diese Staats- und Regierungsform in diesem alten Europa doch ist, wie eng der Platz, auf dem sie sich zwischen rechten und linken Extremen zu behaupten hat. Arg bedrängt vom schwarzen und roten Terror liegt die Ausgewogenheit zwischen Individualität („weniger Staat“) und Obrigkeit („mehr Staat“) auf einem stets gefährdeten Grat.
Der gescheiterte Putsch in Spanien hat (noch einmal) positive Folgen gehabt: Alle Parteien fanden hinterher unisono einen Konsens in den Fragen, in denen sie vorher zerstritten waren. Bleibtzu hoffen,daßdieneo- faschistischen Gruppen, Gewandungen, Ziele und Parolen in der Mehrheit auch der hiesigen Bevölkerung jenen Ekel her- vorrufen, der zu ihrer Abwehr erforderlich ist.
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