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Übertriebene Sorgen

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Das Donaukraftwerk Ottensheim-Wilhering, wenige Kilometer oberhalb von Linz, wird mit .-seinem, ersten Maschinensatz im März des nächsten Jähre, vier Monate nach dem geplanten Fertigstellungstermin, seinen* Betrieb aufnehmen. Noch zu Beginn des Monats Juni soll der Aufsichtsrat der Donaukraftwerke den Baubeschluß für das Kräftwerk Altenwörth, das wenige Kilometer flußabwärts von Krems Tiegen wird, fassen.

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Das Donaukraftwerk Ottensheim-Wilhering, wenige Kilometer oberhalb von Linz, wird mit .-seinem, ersten Maschinensatz im März des nächsten Jähre, vier Monate nach dem geplanten Fertigstellungstermin, seinen* Betrieb aufnehmen. Noch zu Beginn des Monats Juni soll der Aufsichtsrat der Donaukraftwerke den Baubeschluß für das Kräftwerk Altenwörth, das wenige Kilometer flußabwärts von Krems Tiegen wird, fassen.

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Damit werden die Weichen für den Donauausbau der nächsten drei Jähre gestellt sein: Die Donaukraftwerke geben der Energieversorgung vor der Bedeutung des Verkehrsweges der Donau den Vorzug. Drei große und ein kleines Donäukraft-werk sind bereits im Betrieb: An der österreichisch-deutschen Grenze liegt Jochenstein mit einer Leistung von 130.000 Kilowatt, rund vierzig Kilometer stromabwärts liegt Aschach mit 273.000 Kilowatt Leistung, dann Ottensheim-Wilhering. Weiter stromabwärts folgen mit je zweihundert Megawatt Leistung Wallsee-Mitterkirchen und Ybbs-Persenbeug.

Zwischen den beiden zuletzt genannten Kraftwerken und dem Kraftwerk Ottensheim-Wilhering soll, allerdings erst nach Altenwörth, noch bei Mauthausen eine Staustufe an der Donau errichtet werden. Mit Hilfe dieses Kraftwerks wäre die Donau somit kurz vor Ende dieses Jahrzehnts von der österreichischen Staatsgrenze stromabwärts bis Ybbs für den Europakahn schiffbar.

Denn der Ausbau der Donau dient nicht nur der österreichischen Energieversorgung, sondern auch der Europaschiffahrt. Die Donaukonvention schreibt Österreich vor, bis zur Fertigstellung des Rhein-Main-Donaukanals im Jahre 1989 die Donau bis Wien für den Europakahn mit einem Tiefgang von fast drei Meter zweispurig schiffbar zu machen. Von Wien flußabwärts ist sogar noch größerer Tiefgang vorgesehen: Schiffe mit einem Tiefgang bis zu dreieinhalb Meter sollen Wien vom Osten aus erreichen können. Dieser Tiefgang entspricht allerdings schon kleineren Hochseeschiffen mit einer Tonnage von etwa 10.000 Bruttoregistertonnen. Doch obwohl dann zunächst mit dem Bau von Mauthausen begonnen werden wird, muß bereits zu diesem Zeitpunkt die Entscheidung darüber fallen, welche weitere Staustufe in Angriff genommen werden wird. Um die Donau bis Krems schiffbar zu machen, müßten zwei weitere Staustufen errichtet werden: eine bei Melk, mit deren Baubeginn zu Anfang der achtziger Jahre zu rechnen ist und eine weitere in der Wachau.

Aber gerade dieses Projekt hat in den vergangenen Wochen viel Staub aufgewirbelt. Die Donaukraftwerke sind der Meinung, daß sie die landschaftliche Schönheit der Wachau durch das geplante Kraftwerk Rossatz nicht schmälern werden. In den Anrainerorten ist man allerdings anderer Ansicht: Man befürchtet, daß durch den Aufstau der Donau die Landschaft einen großen Teil ihres natürlichen Reizes verlieren könnte.

Augenblicklich hat es aber den Anschein, als würden die Donaukraftwerke dem größeren Projekt Greifenstein, flußabwärts von Altenwörth, aus energiepolitischen Gründen den Vorzug vor Rossatz geben. Denn Greifenstein wird mit 280 Millionen Watt über eine weitaus größere Leistung verfügen als das umstrittene Projekt in der Wachau. Trotzdem bedeutet diese Erwägung nur eine Verschiebung des Problems, nicht aber die Lösung.

Die Lösung könnte sich von selbst ergeben, wenn sich etwa bis Mitte der achtziger Jahre herausstellen würde, daß die Bedeutung des Verkehrsweges Donau keinesfalls so groß ist, wie jetzt erwartet wird. Denn an ein Anlaufen Wiens durch Hochseeschiffe aus dem. Schwarzen Meer glaubt man ebensowenig wie an eine sprunghafte Zunahme des Verkehrs auf der Donau von Rhein und Main durch den Kanal ab 1989. Die zuständigen Stellen werden freilich trotzdem größte Sorgfalt aufbieten müssen, um sowohl der Bedeutung des Verkehrsweges und des Energieträgers, wie auch der Landschaft um die Donau Rechnung zu tragen.

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