Von den "Mühen der Ebene" und von einem "langen Marsch" sprach Kardinal Christoph Schönborn, als er nach der Frühjahrstagung der Bischöfe wieder einmal auf den "Dialog für Österreich" zu sprechen kam. Arbeitspapiere zu "Wiederverheiratete Geschiedene" und zu "Bischof sein heute" liegen vor, und Schönborn vermerkte es als "sehr positiven Schritt", daß der Dialog wirklich mit allen Seiten geführt werde, "auch mit Rom". Die Art und Weise, wie Rom diesen "Dialog" führt, verschwieg der Kardinal wohlweislich.
Unter Österreichs Bischöfen bleibt aber nichts geheim: So konnte das "profil" auch aus einem Brief der vatikanischen Bischofskongregation zitieren, der die österreichischen Vorschläge zu künftigen Bischofsernennungen rundweg ablehnt und sogar den konkreten Konsultationsmechanismus, wie ihn der Grazer Bischof Johann Weber zur Ermittlung von geeigneten Bischofskandidaten eingeführt hat, als "ungültig und zu widerrufen" qualifiziert.
Das vom Präfekten der Bischofskongregation, Kardinal Lucas Moreira Neves, gezeichnete Geheimschreiben stellt eine neuerliche vatikanische Brüskierung Bischof Webers dar: Das steirische Konsultationsverfahren steht zwar keineswegs im Widerspruch zum Kirchenrecht, aber solcher Sachverhalt ficht Rom wenig an - man erinnert sich: In der Karwoche 1999 wurde ein ähnlich einseitiger, pauschal ablehnender Brief Kardinal Ratzingers bekannt, in dem er die Ergebnisse des "Dialogs für Österreich" undifferenziert abkanzelte.
Die römischen Briefe von 1999 und 2000 gleichen einander in der selektiven Wahrnehmung: Bischof Weber erklärte so auch zum aktuellen Schreiben, daß "auf irgendeine Weise in Rom ein nicht ganz zutreffendes Bild vom ,Grazer Modell' entstanden ist".
Man muß nicht jede Äußerung römischer Stellen auf die Waagschale legen - gerade der Vatikan ist nicht gegen unqualifizierte Einschätzungen gefeit. Dennoch zeigt sich einmal mehr, wie wenig in Rom zur Zeit die Kompetenz einer Ortskirche gilt, noch weniger die Wünsche und Anliegen der Gläubigen, die für ihre Kirche die Mühen der Ebene auf sich nehmen.
Ein beliebter Bischof einer Ortskirche (einer wie Weber in Graz) ist auch für die Weltkirche wichtig und förderlich. Irgendwann - man gibt die Hoffnung nicht auf - müßte sich dies doch auch bis nach Rom herumsprechen.
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