Kardinal Schönborn nimmt nach der Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe zum Thema Missbrauch und Fragen rund um die Pfarrer-Initiative Stellung.
Eigentlich unüblich, dass Kardinal Christoph Schönborn bei der Pressekonferenz nach der Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe, die im Kärntner Tainach/Tinje getagt hatte, nicht mit den Beschlussdokumenten begann - sondern zwei Erklärungen zu den kirchlichen Causae Primae abgab.
In die Bischofsberatungen letzte Woche war die Coverstory des profil über das "Horror-Kloster“ Kremsmünster geplatzt, wo über bis weit in die 80er Jahre reichende Vorfälle physischer Gewalt und sexuellen Missbrauchs im Benediktinerstift berichtet wird. Fast zeitgleich kamen ebenfalls zurückliegende Fälle im Vorarlberger Zisterzienserstift Mehrerau erneut in die öffentliche Diskussion.
Schönborn: "Die Vorkommnisse sind bestürzend und sie machen mich aufs Neue sehr betroffen. Gemeinsam mit den Ordensgemeinschaften und kirchlichen Einrichtungen unterstützen wir die Aufklärung des Geschehenen. Mit Bedauern müssen wir dabei zur Kenntnis nehmen, dass früher vieles einfach verschwiegen wurde …“ Der Kardinal verwies einmal mehr auf die kirchlichen Ombudsstellen und die "unabhängige Opferschutzkommission“ unter Waltraud Klasnic. Er riet Opfern, sich an diese zu wenden - nicht zuletzt, weil auf diese Weise auch finanzielle Hilfe möglich sei, die vor Gericht oft nicht erreicht werden könne. Für die Klasnic-Kommission sei "unerheblich, ob Taten verjährt sind oder nicht“, so Schönborn: Der Vorsitzende der Bischofskonferenz betonte gleichzeitig, es stehe jedem Opfer frei, den Weg zu Gericht zu beschreiten. Der Weg zur Opferschutzkommision erspare allerdings juristische Auseinandersetzungen, denn, so der Kardinal: "Vor Gericht hat der Beklagte das gute Recht, sich zu verteidigen - einschließlich der Einrede auf Verjährung.“ In der Conclusio stellte Schönborn klar: "Die Kirche ist bereit, sich der Wahrheit zu stellen und aus dem Versagen der Vergangenheit zu lernen.“
Bischof Kapellaris deutliches Wort
Die Aussagen zur zweiten Causa Prima betrafen die Diskussionen rund um die Pfarrer-Initiative. Zuletzt hatte sich diese mit einem "Protest für eine glaubwürdige Kirche“ zu Wort gemeldet (die FURCHE berichtete). Schönborn betonte einmal mehr die Bereitschaft zum Gespräch, das die einzelnen Bischöfe mit ihren Priestern führen würden. Aber auch die Grenzen seien klar zu benennen.
Der Kardinal verwies in diesem Zusammenhang auf den Fastenhirtenbrief des Grazer Bischofs Egon Kapellari, der ein "deutliches Wort“ dazu darstelle und von allen Mitgliedern der Bischofskonferenz mitgetragen werde (ein Teil des Hirtenbriefs ist in FURCHE 11, Seite 10 dokumentiert). Kapellari betont darin seinerseits die Gesprächsbereitschaft, bekräftigt aber in den Punkten geschiedene Wiederverheiratete, Weiheämter für Frauen und Pflichtzölibat für Priester die bekannten Positionen der Kirchenleitung.
Auf die Frage, ob er nicht eine Pattstellung zwischen Bischöfen und Pfarrer-Initiative orte, meinte Schönborn, es sei mehr in Bewegung, als wahrgenommen werde und kritisierte eine "Fixierung“ auf Fragen der Kirchenreform. Er habe auch in Rom über die Vorgänge in Österreich berichtet und habe auch dort vereinbart, dass er im Gespräch bleiben werde.
Pfarrer-Initiative: proaktiv handeln
Ein Anliegen, das Helmut Schüller durchaus freut, wenngleich er gegenüber der FURCHE anmerkt: Es habe noch kein einziges Gespräch der Bischofskonferenz mit der Pfarrer-Initiative gegeben. Bislang seien lediglich einzelne Diözesanbischöfe mit ihren Priestern - darunter auch Kardinal Schönborn mit Wiener Proponenten der Pfarrer-Initiative - zusammengetroffen. Der Sprecher der Initiative berichtet von weiter Zustimmung aus dem Kreis der Priester - mittlerweile zähle die Initiative bereits 404 Mitglieder. Er und seine Mitstreiter erlebten die Kirchenleitung "in der Defensive“.
Schüller & Co suchen nach seinen Worten zurzeit weniger die Konfrontation mit den Bischöfen, sondern man wolle "proaktiv“ handeln und vor allem mit den neu gewählten Pfarrgemeinderäten Perspektiven entwickeln. Es gehe nun, so Schüller, darum, dass die Gemeinden sich damit auseinandersetzen, was mit ihnen passiert. Und von daher seien dann die Bischöfe zu fragen, wie sie ihren Gemeinden helfen könnten.
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