Kunstmeile Krems - <strong>Kunst in Krems</strong><br />
Das Architekten-Duo Bernhard und ­Stefan ­Marte gestaltete in Krems  ein neues Zuhause für die umfangreichen Bestände der Landessammlungen Nieder­österreich.  - © Kunstmeile Krems, Foto: Faruk Pinjo

Das Museum als Skulptur

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Die Kunstmeile Krems hat eine neue Attraktion: Die Landesgalerie Niederösterreich des Vorarlberger Architekturbüros „Marte.Marte“ schafft den Spagat zwischen Wow-Effekt und Ortsangemessenheit.

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Die Kunstmeile Krems hat eine neue Attraktion: Die Landesgalerie Niederösterreich des Vorarlberger Architekturbüros „Marte.Marte“ schafft den Spagat zwischen Wow-Effekt und Ortsangemessenheit.

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Als „Land um Wien“ drohte Niederösterreich im Schatten der nahen Bundeshauptstadt unter­zugehen. 1986 wurde St. Pölten zur Landeshauptstadt – inklusive Kulturbezirk. Architekt Klaus Kada entwarf das dortige Festspielhaus, „Stararchitekt“ und Pritzker-Preisträger Hans Hollein das vormalige Landesmuseum, das 2002 als Mehrspartenhaus eröffnet wurde. Es mutierte 2016 zum Museum Niederösterreich, die Kunstsammlungen des Landes bekamen eine neue Heimstatt: In Krems wurde am 25. Mai 2019 die Landesgalerie Niederösterreich eröffnet. Ihre skulpturale Architektur stammt vom Vorarlberger Brüderpaar Marte. Sie hatten den EU-weiten Wettbewerb gewonnen. „Marte.Marte“ sind Experten für präzise, intelligente Reduktion. Auch diesmal war es ihnen geglückt, ein komplexes Programm in eine starke, klare Form zu gießen, die bezugsreich Identität stiftet.

Das Land Niederösterreich definiert sich stark über Kunst und Architektur. Landauf, landab sind in den letzten 20 Jahre zig ambitionierte Bauten für die Kunst entstanden. Man denke nur an den fulminanten Wolkenturm in Grafenegg von „the next ENTERprise Architects“. In Krems wurde die Steiner Landstraße zur Kunstmeile. 1992 bis 1994 baute Architekt Adolf Krischanitz die eins­tige Tabakfabrik zur Kunsthalle Krems um, schräg gegenüber eröffnete 2001 das Karikaturmuseum: Mit spitz gezacktem Haarschopf-Dachabschluss der Straßenfassade, zwei quadratischen Fensteräugelein und einem roten Nasenwürfel entwarf Gus­tav Peichl ein Museum, das seine Funktion ­exemplarisch verkörpert. Der östliche Nachbarbau – die eins­tige Eyblfabrik – wurde zum Kulturcluster, in dem das ORTE Architekturnetzwerk NÖ, das Unabhängige Literaturhaus NÖ, die Artothek NÖ, sowie Künstlerateliers des Landes angesiedelt sind.

Gedrehter Pyramidenstumpf

Seit dem Jahr 2000 zählen die Altstadt von Krems und Stein mit der Wachau zum UNESCO-Weltkulturerbe. Standort für die Landesgalerie war das Grundstück neben dem Karikaturmuseum – gegenüber der Kunsthalle. Der Neubau sollte krönender Abschluss der Kunstmeile sein – und eine Verbindung zur Donau schaffen. Mutig entschieden Marte.Marte anders. „Eigentlich war gefordert, das Museum mit der Schiffsanlegestelle über beide Kreisverkehre hinweg mit einem Steg zu verbinden“, so Bernhard Marte. „Das schien uns hier zu urban. Daher überlegten wir, wie wir mit dem Gebäude diese Geste des Ankommens erzeugen können.“ Sie entwickelten eine spezielle Geometrie, deren quadratischer Grundriss von 33 x 33 Metern in der Flucht des Karikaturmuseums und parallel zur Kunsthalle liegt. Er passt harmonisch in die Stadtstruktur, wendet sich dann aber sukzessive der Donau und Stift Göttweig zu. Dieser Kunstgriff bewirkte, dass das Museum seinen Nachbarn nicht zu sehr an die Pelle rückt, sondern in fast tänzerischer Eleganz zu Straße und Kreisverkehr ausweicht. Dort erzeugt der spektakulär schräg geneigte Neubau eine starke Wirkung als Solitär.

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