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Mibbrauchter Buddhismus

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BUDDHAS WIEDERKEHR UND DIE ZUKUN ger Verlagsbuchhandlung, München, 1963. 37

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BUDDHAS WIEDERKEHR UND DIE ZUKUN ger Verlagsbuchhandlung, München, 1963. 37

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Ernst Benz, Professor für Kirchengeschichte und Dogmatik an der Universität Marburg/Lahn, hat einen einjährigen Aufenthalt im Fernen Osten, als Austauschprofessor in Japan, und kurzfristige Besuche in Indien, Ceylon, Burma und Thailand dem Studium der gegenwärtigen Situation des Buddhismus gewidmet. Es ging ihm vor allem darum, die Zusammenhänge zwischen antieuropäischer, das heißt, auch antichristlicher und antikolonialer und zugleich prokommunistischer Haltung in Religion und Politik dieser Länder ..ufzudecken.

Entsprechend dem in ganz Ost-und Südostasien neuerwachten Nationalismus, der zwangsläufig die rund 100 bis 150 Jahre dauernde Kolonialperiode ablöste, geht eine bewußte, von Staatsmännern und religiösen Führern dirigierte Neubelebung des Buddhismus aus, die sich zwar hauptsächlich, aber nicht ausschließlich, auf den südostasiatischen Raum erstreckt.

FT ASIENS. Von Ernst Benz. Nymphenbur-6 Seiten. Preis brosch. 12.80, Leinen 16.80 DM.

Viele der in den vergangenen Jahren zu buddhistischen Missionaren gewordenen religiösen Führer waren während der Kolonialperiode noch christliche Konvertiten, die sich dann bewußt unter dem Schlagwort „Asien erwache“ wieder vom Christentum abkehrten, um sich der Religion ihrer Väter zuzuwenden. Andere religiöse und geistige Führer wiederum rekrutieren sich paradoxerweise aus einer Gruppe westlicher Konvertiten zum Buddhismus (darunter überwiegend Deutsche und Amerikaner), ohne deren, auf westliche Logik und Organisation aufgebautes, Wirken eine Neubelebung dieser führenden asia-. tischen Religion nicht zustande gekommen wäre.

Geschickt verstanden es die Ideologen des Kommunismus, sowohl des russischen als auch des chinesischen, auf die Buddhismus und Kommunismus gemeinsamen Anschauungen, wie Gütergemeinschaft oder der vollkommene Atheismus, unaufhörlich hinzuweisen. Sie haben damit auch beträchtliche Erfolge erzielt.

Wo aber die Erkenntnis des wirklichen religiösen Zieles des Buddhismus — sich einzig und allein der Vervollkommnung der Seele jedes einzelnen widmen, um sie für den Eintritt in das Nirwana vorzubereiten — mit den politischen Zielen einheimischer und ausländischer Agitatoren des Kommunismus konfrontiert wird, entstehen Bruchstellen, hinter denen sich die Buddhisten Asiens auf sich selbst besinnen und sich gegen den westlichen Marxismus abzuschirmen trachten. Trotzdem erzielen sowohl Rußland als auch China, mit der großzügigen Versendung buddhistischer Literatur, oder der noch viel wirksameren Leihgabe bedeutender buddhistischer Reliquien, wie zum Beispiel des ..Zahnes Buddhas“, große propagandistische Erfolge unter den Völkern Südostasiens, und dies, obwohl in beiden kommunistischen Ländern der Buddhismus nur mehr als eine zur Geisteswissenschaft degradierte Ideologie mit Musealwert auf akademischem Boden gepflegi werden darf.

Nur in Japan vermag sich eine weniger naive, aber dafür um so gelehrtere Gruppe von Buddhisten diesen kommunistischen Propagandatricks zu entziehen, und von hier aus wird auch die religiöse Erneuerung und der Zusammenschluß aller buddhistischen Sekten mit reellen Erfolgsaussichten betrieben.

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