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Die Schuldigen und die Verantwortlichen
„Ich zielte direkt auf ihn”, sagte čabrinovič. Ferner gab er zu, er habe Princip schon drei bis vier Jahre gekannt, er sei häufig mit ihm zusammengekommen, und zwar in Belgrad wie auch in Sarajewo.
Trotzdem wisse er von Princips Tat nichts, nein, eine Verabredung komme nicht in Frage, bestünde in keiner Weise. Wenn Princip wirklich auch ein Attentat begangen habe, so lasse dies nur auf gleiche Gesinnung schließen, daß sie eben dieselben Ideale hätten. Etwas anderes daraus zu folgern, wäre falsch.
Princip verrate niemandem seine Absichten. Gavrilo sei. eben ein verschlossener Mensch, der sich immer nur über ganz allgemeine Sachen unterhalte. Keine Silbe über die Realisierung anarchistischer Ideale, keine Silbe über terroristische Aktionen…
Von der Bombe, die man beim Schiller-Eck gefunden habe, wisse er nichts. Wie sollte er auch, er sei ja ganz woanders gestanden. Das Gift? Ja, das stamme auch von dem Belgrader Schreiber. Den Thronfolger habe er aufs Korn genommen, weil dieser und der Gouverneur Potiorek Schuld an dem Ausnahmezustand im vorigen Jahr gehabt hätten und weil Franz Ferdinand ein Feind aller Slawen, besonders aber der Serben, sei. Das alles könne man doch in den Zeitungen lesen, er, Čabrinovic, kenne die ganze Literatur dieser Gattung: alle serbokroatischen Bücher über Anarchismus und Sozialismus. Selbst habe er allerdings mit den Sozialisten gebrochen, notgedrungen, mit diesen Leuten müsse sich ja jeder verkrachen, das seien Phrasendrescher, nichts anderes, er aber sei Anhänger der radikal-anarchistischen Lehre, die darauf hinziele, durch Terrorismus das heutige System zu vernichten. Eine andere Möglichkeit gebe es nicht.
Bei der Zeitung, wo er einmal arbeitete, seien wohl Sozialisten, das schony aber durch und durch nrer-3 dofibene sozialistische ‘‘Priester;-’zm denen ? er; ‘ ‘Čabrinovič;h kbirU’ Ve¥ f trauen gewinnen könne. Der Sozialismus erlitt daselbe Schicksal wie das Christentum, so lange Christus auf Erden weilte. Ja, da wäre seine Lehre eine sympathische Sache gewesen, später aber entartete sie völlig. Er, Nedjelko čabrinovič, wisse von der Richtigkeit seiner Ideen, daher seine tiefe Überzeugung, ergäbe eine gute ‘fatbegan- gen,’ein gutes Werk vollbracht, das er auch jetzt nicht zu bedauern brauche..,
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