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Ein schöner Klassiker von Qualität

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Als zweite Sprechstückpremiere der Festspiele Gotthold Ephraim Lessings „Emilia Galotti”: eine schöne, kraftvolle, leidenschaftliche Dichtung der Kühnheit und des Streifes wider die Willkür der Tyrannis, ein kunstvoller Aufbau einer packenden Handlung — doch ein Stück, mit dem wir nichts mehr zu tun haben.

Eine Begegnung mit edlen Vorbildern aus der Antike, mjt der klassischen Todesbereitschaft als letzte und eindrucksvollste Konsequenz der Tugend und des Freiheitswillens im Kampfe gegen die Gewalt und die Verführung; achtungsvolle Hinnahme eines schönen Spieles entrückter Konflikte — mehr ist es nicht. Das Mädchen, das sich den Tod geben läßt, um seine Reinheit zu bewahren, mag irgendwie und unter Nachsicht einiger Taxen um der Demonstration der Moral und des Edelmutes willen noch angehen; der Vater aber, dieser mit alt-

römteqjieti…. Sitten… verbrämte Oberst Odoardo Galotti, ein zuwiderer Recke aufrechten Terrors seiner Ehre, der seine Tochter niedersticht, um ihr (und sich) die Schande zu ersparen, hat von uns nicht viel zu erwarten. Sein bürgerliches Unglück rührt uns nicht. — Ich wollt’ ihn nicht zum Vater haben.

Ich wollt’ auch nicht Regie führen: denn der Schönheit wegen ein totes Stück zu spielen, ist ehrenvoll, indes der Undank folgt auf dem Fuße — man fragt da allzu leicht nach dem Wozu der Müh’.

Nun, Hofrat Lothar nahm sie auf sieh. Er schuf ein gleißend schönes, reines, klassisch edles Spiel. Es war ein glänzender Abend der Schauspielkunst, der Sprache einer Dichtung, der ausgefeilten, wirkungsvollen Szene. Ein Repräsentationsabend der deutschen Klassik, ein Festspiel hoher Qualität. Ernst Ginsberg in der schillernden, aalglatten, perfekten Maske komödiantisch höfischer Intrige, die glänzend souveräne Maria Becker als Orsina waren absolute Höhepunkte; Will Quadfliegs reiches Spielfeld routinierter Exaltiertheit lag durchaus im Sinne seiner Prinzen-Rolle und Ewald Balsers Prunk- ausstattung packender, festgefrorener Gestaltungskraft gab dem Tochtermörder edle Züge. Liselotte Pulver in der Rolle der Emilia gab der Bühne ein ‘talentveisprephendes Debüt, Elisabeth. Flickenschild. f spielte eine falsch besetzte Rolle. In Episoden Leopold Rudolf, Carl Bosse, mit ein paar Sätzen Raoul Aslan, Viktor Braun und der Schwächste, Hanns- georg Laubenthal, am Rande Cuth A. Tichy und August Herbst. Das schöne, kühle Bühnenbild schuf Teo Otto.

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