Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Linzer Autor und Grillparzer
Das Linzer Landestheater brachte ln der zweiten Spielzeithälfte zwei beachtenswerte Aufführungen heraus. Zunächst eine Uraufführung des Linzers Karl Wiesinger als Studioaufführung in den Kammerspielen. Von ihm wurden schon einige sozialkritische Stücke gespielt, die ihm auch Preise einbrachten. Doch sind seine Theaterstücke mehr epische Bilderfolgen, kaum Dramen. Sein „Lazar Kromlech” ist wohl sein bisher stärkstes, doch auch ohne dramatische Entwicklung. Sein „Held” ist bei seinem Tode der gleiche Lump wie zu Beginn seines Aufstieges, da er ein Bauernmädchen betört und betrügt, um sich durch den Verkauf des Bauernhofes das Geld zu beschaffen, mit dem er in das große Geschäft der Nachkriegszeit einsteigt. Ein Vor- und Nachspiel führen uns in einen Friedhof anläßlich der Beerdigung Kromlechs. Vom Vorspiel aus wird rückgeblemdet auf eine Episodenreihe aus dem Gewissen und Moral hohnsprechenden Aufstieg des kleinen Geschäftemachers zum Industrieboß. Hasso Degner bemüht sich als Regisseur die lose Bilderfolge mit Hilfe von Tonbändern und Projektionen zu einem einigermaßen geschlossenen Ganzen zu verbinden. Dabei wird er vom Bühnenbildner Hannes Rader wirksam unterstützt. Von den Darstellern ist vor allen Michael Pawlik in der Titelrolle zu nennen, der durch temperamentvolles Spiel und starke Akzente manche Ungereimtheit überspielt. Das Premierenpublikum zollte der Uraufführung Beifall, der aber wohl in erster Linie den Darstellern galt und für den auch der Autor danken konnte.
Anläßlich des Grillparzer-Jubiläums führt das Linzer Landestheater des Dichters interessantestes, aber darstellerisch schwierigstes Drama auf, „Ein Bruderzwist in Habsburg”. Die Inszenierung übernahm Schauspieldirektor Alfred Stögmüller, die Ausstattung Heinz Köttel. Beide sind mit Erfolg bemüht, das Wort, den Ideengehalt des Dramas eindrucksvoll herauszuarbeiten. In der Besetzung mußte sich das Landestheater manche Beschränkung auferlegen, die durch Erkrankungen und eine nicht immer ganz glückliche Personenwahl noch stärker fühlbar wurde. Ein Glücksfall ist es, daß als Rudolf II. Albert Lippert als Gast zur Verfügung steht. Seine Glanzleistung läßt allerdings die Partner schwächer erscheinen als sie sind. Dies gilt besonders für seinen Gegenspieler Erich Renzow als Matthias, den Georg Matthes, der mit der bescheidenen Rolle des Erzherzog Max abgefunden wurde, wohl profilierter auf die Bühne gestellt hätte. Das Premierenpublikum mit Minister Dr. Piffl-Perčevič spendete Stück und Aufführung, besonders Albert Lippert, langen, begeisterten Beifall.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!