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Linzer Perspektiven

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Die neue Spielzeit im Linzer Landestheater hat begonnen. Die Theaterleitung bleibt unverändert: ein Direktorium, bestehend aus dem Direktor für das Schauspiel Alfred Stögmüller, dem Direktor der Oper Professor Kurt Wöss und dem Verwaltungsdirektor Alfred Hol- schan. Diese Einrichtung hat sich schon zwei Jahre bewährt. Im vergangenen Spiel jahr hat sich die Zahl der Schauspielbesucher um 12 Prozent erhöht. Sie gibt in den einzelnen Sparten den leitenden Persönlichkeiten in der Gestaltung des Spielplanes und dem damit zusammenhängenden Engagement des künstlerischen Personals den nötigen Raum. Das ist für eine Landesbühne wie Linz wesentlich, da trotz der Großzügigkeit von Land und Stadt gute Kräfte nur in geringer Zahl engagiert werden können. Es ist nun einmal das Schicksal mittlerer Bühnen, daß sie meist nur kurzfristige Verträge abschließen können, da sich gute Kräfte nicht auf längere Zeit binden wollen, sondern hoffen, von diesem Sprungbrett bald auf eine große Bühne zu kommen. Das bestätigt der Abgang von 22 Darstellern und Sängern am Ende der letzten Saison, davon 14 vom Schauspiel. Noch am Abend nach einer Premiere wurden drei gute Kräfte wegengagiert, natürlich gegen ein wenigstens doppeltes Honorar. Sie wirken nun am Nationaltheater Mannheim, am Staatstheater Wiesbaden, am Volkstheater und Theater der Jugend in Wien, an den städtischen Bühnen von Münster, Oberhausen, Bochum, Pforzheim und Basel. Dafür holte Direktor Stögmüller neue Kräfte aus Berlin, Wien, Freiburg, Braunschweig, Kiel, Saarbrücken, Krefeld, Bremerhaven und Basel, ausgewählt im Hinblick auf den Spielplan der nächsten Zeit. Erfreulicherweise stehen von den bewährten Schauspielern weiter zur Verfügung Elfriede Gollmann, Berti Halovanic,

Georg Matthes, Hubert Mann, Ernst Zeller.

Der Spielplan weist in der Oper eine Uraufführung auf, die szenische Darstellung von Rudolf Weishappels „Elga“, eine österreichische Erstaufführung, Hindemiths „Die Harmonie der Welt“, eine Linzer Erstaufführung, „Ariadne auf Naxos“ von Richard Strauss. Eröffnet wurde die Spielzeit mit Verdis „Aida“. Als erste Schauspielaufführumg folgte im großen Haus Shakespeares „König Lear“. Erfreulicherweise gelang es Alfred Stögmüller dank seiner persönlichen Beziehungen, Albert Lip- pert für die Titelrolle zu gewinnen, der auch die Inszenierung von Ibsens „Wildente“ übernommen hat. Im großen Haus werden noch Bil- lingers „Rauhnacht“ als mit zusätzlichen Mitteln von Stadt und Land besonders betreute Linzer Erstaufführung, ferner Schillers „Räuber“ gebracht. Für die weiteren Schauspielaufführungen stehen nur die Kammerspiele zur Verfügung. Als Linzer Erstaufführungen sind vorgesehen Hebbels „Herodes und Marianne“, Raimund Bergers „Frau des Schneiders“, Nestroys „Gewürzkrämerkleeblatt“ und Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“, als Kriminalstück „Die Falle“ von Thomas. Erwähnt seien noch Maughams große Gesellschaftskomödie „Lady Frederick“ und Moliėres „Eingebildeter Kranker“. Daneben sind Studioaufführungen vorgesehen, die avantgardistische Stücke Zur Disküssion stellen. Zu wünschen Wäre, daß dafür, noch die richtige Form gefunden wird, daß diese nicht häufig aufgeführten Stücke — sie gehen nicht über die verschiedenen Abonnements — ohne großen Aufwand an Probenzeit, Dekoration und Bühnenarbeit einem interessierten Publikum, auch der dafür reifen Jugend — gerade im Hinblick auf die neue Linzer Hochschule — zu mäßigen Preisen geboten werden.

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