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Cafetheater als Attraktion

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Die ständig steigenden Besucherzahlen in Oper und Schauspiel bestätigen den Verantwortlichen der Vereinigten Bühnen, daß sie mit dem im letzten Jahr Gebotenen zumindest nicht auf dem, Holzweg Sind: Auch der neue Schauspieldirektor Dr. Rainer Hauer programmierte etwa auf der Linie des Intendanten Dr. N e-meth: möglichst allen Besucherschichten gerecht werden und dabei — trotz katastrophaler Unterdotierung von. Seiten des Bundes — dennoch immer die Qualität voranstellen. So wird das klassische Bildungssoll mit Goethes „Clavigo“ und Shakespeares „Macbeth“ abgedeckt (letzterer in der für Österreich neuen Übersetzung des vor Jahrzehnten verstorbenen Österreichers Theodor von Zeynek), die „klassische“ Moderne wird mit Brechts „Mutter Courage“ der Grazer Schauspielerin Gerti Pall Gelegenheit geben, in ein neues Fach hineinzuwachsen, und Fritz Zecha wird nach seinen deutschen Nestroy-Erfolgen in Graz den .^Zerrissenen“ inszenieren. Weitab vom Extrem und im Bereich vom Bürger längst akzeptierter Modernität bewegen sich auch die übrigen Stücke zeitgenössischer Autoren: Kohouts „August“ kommt ziemlich spät nach Graz, Buchriesers „Produkt“, das gerade jetzt im Berliner Schillertheater erprobt wird, kann die Heimatstadt seines Autors erst im Herbst erreichen. Nur mit der österreichischen Erstaufführung von Brendan Behans „Richards Korkbein“ (dessen „Geisel“ vor Jahren in Graz bei-

nahe ein Skandal geworden wäre) werden die gewohnten Pfade ein wenig verlassen, desgleichen auch mit Dramolets von Jandl, Artmann und Bauer, die als Beitrag zum „Steirischen Herbst“ uraufgeführt werden sollen.

Neu ist die Erschließung eines weiteren Spielraumes im Schauspielhaus. Neben der „Probebühne“ wird im Redoutensaal des Hauses ein Cafetheater seine Tore öffnen, in dem den Zuschauern außer Goethe-Hacks' „Jahrmarktfest zu Plundersweilen“ und einer Montage aus Goethe-Briefen auch Getränke serviert werden. Beachtung verdient jedenfalls eine Coproduktion des Schauspiels mit der Oper, die den 200jährigen Bestand des Schauspielhauses zelebrieren soll: zum ersten Mal in Österreich wird hier die Originalfassung von Hofmannsthals „Bürger als Edelmann“ (mit der „Ariadne“) gezeigt werden. Max Reinhardt hatte 1912 die Uraufführung in Stuttgart betreut. Es wird zu überprüfen sein, ob diese von Strauss bevorzugte Fassung über archivalisches Interesse hinaus auch den Forderungen des Theaters gerecht zu werden vermag.

Die Oper bringt als Besonderheit Janäöeks „Schlaues Füchslein“ unter rein slawischer Leitung (Belamarii, Veznik, Lackovic aus Zagreb bzw. Brünn), ferner „Porgy and Bess“ mit einer amerikanischen Stagione und als kulinarisch bestens aufgemachte Rarität Bizets „Perlenfischer“, betreut von Quadri und Ponnelle.

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