6643134-1958_07_10.jpg
Digital In Arbeit

Grenzlandtheater

Werbung
Werbung
Werbung

Die Aufstellung eines möglichst vielseitigen und abwechslungsreichen Spielplans für die Kärntner Landeshauptstadt muß nicht allein auf die Bevölkerungszahl von 63.000 Menschen Rücksicht nehmen, auf die starke Wechselwirkung zwischen Land und Stadt, auf die verkehrstechnischen Möglichkeiten, also die Einbeziehung weiter entfernt wohnender Besucher, auf ihre, von der Stadtbevölkerung mitunter erheblich abweichende soziologische Gliederung — sondern dieser Spielplan muß auch der Tatsache gerecht werden, daß Klagenfurt die Hauptstadt eines Grenzlandes ist und eine kulturelle Brückenstellung yinehat. Es ist nicht leicht, alle diese Erfordernisse mit den zur Verfügung stehenden Mitteln zu erfüllen. Soweit aber bis jetzt ein Ueberblick möglich ist, kann mit Zuversicht in die nächsten Spielmonate geblickt werden, und ist es am Platze, Umschau zu halten über das bisher Geleistete.

Die Oper m i t ihren szenischen und musikalischen Anforderungen, die man mit vollem Bedacht so hoch als möglich hält, hat vor allem die kulturelle Briickenstellung der Stadt und des

Landes zu unterstreichen gewußt. Das Stadttheater gastierte mit der Oper „Angelina“, die bereits vorher in Klagenfurt reüssierte, nicht zuletzt dank der guten Leistung der persischen Koloratursopranistin Farah Afiatpöur, in Laibach, wo alle Mitwirkenden stürmisch gefeiert wurden. Als Gegenbesuch sah Klagenfurt darnach ein Gastspiel der Laibacher Staatsoper mit der komischen Oper „Die vier Grobiane“ von Ermanno Wolf-Ferrari. Die Oeffentlichkeit war der einhelligen Meinung, daß mit solchen wechselseitigen Besuchen nicht nur interne künstlerische Anregung gegeben, sondern daß im Süden Oesterreichs mit diesem Kulturaustausch der Sache der freundnachbarlichen Beziehungen ein nicht zu unterschätzender Dienst erwiesen wurde.

Als anerkennenswerte Leistung wurde von der Presse die Aufführung der Oper „Margarethe“ von Gounod bezeichnet. Regie führte'hier ein Laibacher Gast, Ciril Dobovec. Zur Eröffnung, der neuen Opernsaison im laufenden Jahre ging mit allen Anzeichen einer Sensation (Gäste von der Wiener Staatsoper wirkten mit) Puccinis „Turan-dot“ über die Bühne. Der Erfolg des Abends erhellt vielleicht am besten aus der nicht alltäglichen Tatsache, daß zum Schluß Sängerinnen und Sänger zweiundvierzigmal vor den Vorhang gerufen wurden. Die Oper bleibt weiterhin — mit wechselnder Besetzung freilich — auf dem Spielplan des Stadttheaters.

Für die Operette wurde ansehnliche Arbeit geleistet. Johann Strauß und seine „Fledermaus“ hatten in kurzer Zeit 14 Aufführungen zu verzeichnen. Benatzkys „Bezauberndes Fräulein“ kam mit zehn Aufführungen nahe. Das Stadttheater brachte die vielumstrittene Aufführung des Musicals „Herz im Pyjama“ heraus. Auf dem Repertoire dieser Bühne wird bis März der Publikumserfolg „Sissy“ von Fritz Kreisler bleiben. Das Ballett hatte Erfolg mit einer Bearbeitung von Bayers „Puppenfee“. Sowohl die musikalische Einrichtung wW (durch Prof. Schönherr) erneuert worden, die szenische Gestaltung besorgte Zeska selbst, der einen einfühlsamen Text dazu schrieb. Der „Puppenfee“ ging „Max und

„Die Alkestiade“ von Thornton Wilder.

Moritz“ von Norbert Schultze nach dem Bilderbuch von Busch voraus.

Es ist das besondere Bestreben der Direktion der Klagenfurter Bühnen, das Publikum mit jedem Genre bekanntzumachen. In diesem Zusammenhang verdient zweifellos als neueingeführte Institution „Das Forum“ besondere Beachtung. In diesem Rahmen fand die Lesung des Stückes „Der Tod kennt den Mond nicht“ des Kärntner Autors Hermann Lienhard in den Kammerspielen Beachtung. Weitere ähnliche Lesungen werden folgen. Im Rahmen des „Forums“ hat der Bearbeiter des Lustspiels „Baby Hamilton“, C. A. Freybe, einen Vortrag über das amerikanische Theater gehalten und wurde Eichendorffs zum 100. Todestag gedacht. — Als nächste Premieren folgen die Operette „Ball im Savoy“ von Paul Abraham und das Schauspiel „Elisabeth von England“ von Ferdinand Bruckner.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung