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Erfreuliches aus Klagenfurt

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Wenn man Aufführungen an verschiedenen Landesbühnen gesehen und ihre Spielpläne geprüft hat, und wenn man dann zu dem gleichen Zweck nach Klagenfurt kommt, so 6tellt man fest, daß das Klagenfurter Stadttheater zu Unrecht als der letzte Ableger unter den österreichischen Landesbühnen gilt. Wir haben uns einige Vorstellungen angesehen, mit dortigen Theaterleuten gesprochen und beim Stammpublikum herumgefragt. Hier unsere Impressionen:

Zunächst die Vorstellungen: An der interessierten Aufnahme von P i n t e r s schwierigem „Hausmeister“, der knapp nach dem Akademietheater Premiere hatte, konnte man vor allem die Umschichtung des bisher als sehr konservativ geltenden Kärntner Publikums beobachten: nicht ein Zuschauer verließ (im Gegensatz zu Wien) das Stück während der Aufführung: erfreulich scheint die Tatsache, daß junge Leute die Stehplätze bevölkerten, was es bis vor einige Jahre in Klagenfurt kaum gab. Zu dem modernen Autor verhielt sich das Publikum genau wie die Kärntner Presse: teils verwirrt und erheitert, teils angeregt und gepackt; allgemein gefiel die saubere, exakte Aufführung (Regie: Waltet Nowotny, Bühnenbild: Karl E. Spurny) mit dem gut abgestimmten Trio: Raimund Kuchar, Hermann Faltis, Walter Svarovsky. Das darf wohl schon als Resultat der Spielplangestaltung Otto Hans Böhms genommen werden, der, selbst vom Sptechtheater kommend, «ich nun schon im dritten Jahr seiner Intendanz besonders für das zeitgenössisch« Theater einsetzt. So sahen die Klagenfurter heuer beispielsweise I o n « s e o « „Nashörner“, Lorcas „Bernarda Alba“ und Dürrenmatts „Besuch der alten Dame“, welches Stück zu einem unerwarteten Publikums-erfolg wurde; Zuckmayers bereits- klassischer „Hauptmann von Köpenick“ erreichte mit zwölf Aufführungen fast die Aufführungsziffer des erfolgreichsten Schwankes.

In den Kammerspielen, die erst zur vorigen Saison wieder eröffnet worden waren, walteten bei der Aufführung von R o u s s i n s frivoler Dreieckskomödie „V i o 1 a“, die wir besuchten, (sie wurde in Wien bisher noch nicht gespielt I) alle guten Geister des Kammerspiels. Der burschikos-komische Hanns Eybl und die aparte, temperamentvolle Irmgard Gutmann, die an die junge Nkoletti erinnert, trugen den viel belachten Abend, an dem außer den Nebenfiguren nur eines — man verzeihe das harte Wort — provinziell ist, die routinierte Regie des Wiener Gastes Helmurh Krauss. Wie man uns sagte.

gehen diese beiden Schauspieler in der nächsten Spielzeit in ein anderes Engagement, so auch noch einige Kräfte von Oper und Operette. Das mag für Klagenfurt bedauerlich sein, ist aber eine gesunde Entwicklung; man erinnere sich nur, daß etwa Walter Kohut, Peter Weck, Helmuts Lohner, Lona Dubois über Kärnten nach Wien gekommen sind.

Eine erstaunlich hohe Gesamtziffer erzielen die Opeinabende (Opernchef: Gustav Wiese), die teils mit ambi-tionierten eigenen (Nachwuchs-) Kräften, teils durch Gäste bestritten werden. So war der größte heurige Erfolg die fünfzehnmal gespielte „Boheme“, eine Eigenproduktion.

Sehr sauber, informativ und sorgfältig gemacht, fanden wir die Programmhefte.

Eine Einrichtung, die gesonderte Beachtung verdient, sind die Vorstellungen, die im Rahmen des Kulturaustausches mit Jugoslawien und Italien gegeben werden. So erzielte man beispielsweise mit der Operette „Wiener Blut“ in Laibach einen echten, großen Erfolg. Künstlerisch, wie völkerverbindend am begrüßenswertesten war der Besuch eines römischen Ensembles in Klagenfurt, das neben „La serva Padrona“ auch eine turbulente Welturaufführung nach dem Liliomsujet, „Jean“, mit der Musik von Ezio Vittorio brachte. Das Besondere an dieser Vorstellung (von der wir hervorragende Photos sahen) war, daß sie mit dem Klagenfurter Chor, Orchester und ,B>aJ|ettl,.an Ort und, Stelle einstudiert, wurde.

Landesbühnen nur geringe Subvention gestützt, darf sich das Klagenfurter Stadttheater (in dem seit März dieses Jahres endlich auch keine Kinovorstellungen mehr stattfinden'!) wieder eine wertvolle Kulturstätte nennen. Heuer allerdings kann die — ebenfalls neu eingeführte — ganzjährige Spielzeit, die den Sommergästen zugute kommt, nicht durchgehalten werden, denn das Gebäude wird über die Sommermonate renoviert. Bis zur Eröffnung des Hauses im November werden einige Ensembleteile auf Gastspielreise nach Deutschland gehen.

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