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Arrabal und Beckett als Schocker

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Entsteint durch die wirtschaftliche Abschiwächung ein günstigeres Klima für Kunst und Kultur? In Innsbruck könnte man den Eindruck haben. Der Intendant des Tiroler Landestiheaters, H. Wlasak, nannte bei einer Pressekonferenz vor einigen Tagen zwei Gründe für die stark gestiegenen Besucherzahlen seines Hauses: das mit fallendem Wohlstand steigende Kulturbedürfnis1 und das Niveau der Aufführungen. Sicherlich aber hat es auch mittelmäßige und sogar .schlechte Aufführungen gegeben, was allerdings vielfach durch die Publikumswirksamkeit der jeweiligen Stücke etwas kaschiert wurde.

Im Schauspiel ist durch den neuen Oberspielleiter Oswald Fuchs das Niveau deutlich verbessert worden. Bemerkenswert ist sein Bemühen um stärkere Ensembleleistungen und die große Geschlosseniheit seiner eigenen Isnzenierungen.

Die neue Spielzeit wird im Schauspiel ^mit Goldonis „Die Zwillinge aus Venedig“ eröffnet. In der Inszenierung möchte Fuchs bewußt wegführen von der Com-media deli'Arte. Der mit „Tasso“ begonnene Goethezyklus wird fortgesetzt. Neben einem schon fast traditionellen Shakespeare-

Vogel werden u. a. Kleist, Hochwälder, Shaw und Tschechow gebracht Mit Schostakowitschs „Katarina Ismailowa“ steht zum ersten Mal eine russische Oper auf dem hiesigen Spielplan: Am Premierentag wäre der Komponist 70 Jahre alt geworden. Weiter sieht das Programm Verdis „Simone Boccanegra“ und „Tiefland“ von Eugene d'Albert vor. Ob dem Ballett mit Richard Strauss' „Schlagobers“ wenigstens diesmal eine überzeugende Leistung gelingt?

Das kleine Theater am Landhausplatz wurde vielfach als die Alternative zum Landestheater hochgespielt, doch sollte man es besser als eine avantgardistische Ergänzung betrachten. Samuel Becketts „Happy Days“, kürzlich dort in der englischen Fassung vom International Theatre Wien aufgeführt, wird demnächst auf deutsch von Oswald Fuchs herausgebracht, der überhaupt eine engere Zusammenarbeit der beiden Theater anstrebt. Autoren, wie Kroetz, Wolfgang Bauer und Arrabal, werden hier immer wieder zur Diskussion gestellt.

Zweifellos der Höhepunkt der musikalischen Saison — sieht man von dem wunderschönen Beethovensonaten-Abend von

Swjatoslaw Richter mit dem Oistrachschüler Oleg Kagan ab — wird im Mai die Aufführung der 8. Symphonie von Mahler unter Musikdirektor Seipenbusch sein. Da Seipenbusch mit dem „Symphonischen Festkonzert zur Olympiade“ ein allerdings auf Popularität abgestimmtes Programm sehr gekonnt darbot, darf man auf diesen außergewöhnlichen Abend, der noch dazu hauptsächlich mit einheimischen Kräften bestritten wird sehr gespannt sein.

Eine besondere Attraktion für Freunde alter Musik sind die Ambraser Schloßikonizerte, die unter der bewährten Leitung von Prot Ulf zu geheimen Festspielen geworden sind und mit einer von Fachleuten aus aller Welt besuchten Musikakademie enden. Bekannte Musiker, wie Eduard Melkus, Wieland Kuijken (Brüssel) und Luigi Tagliavini (Bologna), kommen regelmäßig und werden auch diesmal erwartet Neu in das Programm aufgenommen ist eine Woche alter Musik, in der täglich Konzerte mit sachkundi-diger Einführung stattfinden, wobei verschiedene Interpretationen und verschiedene Instrumente vorgestellt werden.

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