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Theater in Linz
Die österreichische Erstaufführung von Kreneks Oper „Pallas Athene weint”, über die in der „Furche” vom 13. April berichtet wurde, hat die Aufmerksamkeit wieder einmal nachdrücklich auf das Linzer Landestheater gelenkt. An dieser Bühne fanden auch während der vergangenen Jahre eine Reihe interessanter Erstaufführungen statt, von denen, aus dem Bereich des zeitgenössischen Musiktheaters, als Beispiele genannt seien: Hindemiths „Mathis der Maler”, Sutermeisters „Raskolnikow”, Frederick Blocks „Samum” und Kreneks „Leben des Orest”. Nach dem Abgang des Intendanten Walleck übernahm Kurt Fischer-Colbrie für ein Jahr die „kommissarische” Leitung der beiden Häuser. Mit Beginn der neuen Spielzeit wird an die Spitze des Linzer Landestheaters der aus Oldenburg kommende Fred Schroer treten, der bereits sein Konzept in Form eines Arbeitsplanes für die nächsten drei Jahre bekanntgegeben hat. Auf dieser Liste finden wir neben klassischen Werken vornehmlich der österreichischen Literatur: „Das Reich Gottes in Böhmen”, „Der veruntreute Himmel” und „Paulus unter den Juden” von Franz Werfel, - Millers „Tod des Handlungsreisenden”, O’Neftls „Der Einsame kommt”, Thomas Wolfes „Herrenhaus”; die großen Russen sind mit Tolstois „Der lebende Leichnam”, Gorkis „Nachtasyl” und Tschechows „Der unnütze Mensch Platanow” vertreten. An neuen Opern werden angekündigt: Ravels „Spanische Stunde” und Feragallos „Ausflug aufs Land”, Strawinskys „The Rake’s Progress”, Brittens „Bettleroper”, Menottis „Konsul”, Blachers „Die Flut”, von Orffs „Die Kluge” und „Der Mond” sowie eine Reihe zeitgenössischer Ballette. In den Kammerspielen sollen insgesamt vier Uraufführungen von Stücken österreichischer Autoren stattfinden. — Man sieht: ein kühner und fortschrittlicher Spielplan, auch wenn das eine oder andere der angekündigten Stücke unter den Tisch fallen sollte.
Die Erstellung des Spielplans war vor allem auch deshalb schwierig, weil Linz sich während der nächsten Spielzeit ohne sein „Großes Haus’ wird behelfen müssen. Dieses faßt nämlich gegenwärtig nur 773 Personen, ist also für Linz zu klein und soll nicht nur umgebaut, sondern auch um etwa 200 Plätze vergrößert werden. Aber ob es dann allen Ansprüchen genügen wird? Allenfalls erhält Linz mit Beginn der nächsten Spielzeit ein neues „kleines” Schauspielhaus („Kammerspiele’) für 400 Personen. Es soll den gegenwärtig benützten, nur 250 Personen fassenden Redoutensaal ersetzen. Das ist erfreulich und ein Fortschritt. Aber durch den Umbau des Großen Hauses, der viel Geld kosten wird, sehen wir Linz um die Chance gebracht, in absehbarer Zeit ein nicht nur großes und modernes, sondern auch ein schönes und schöngelegenes Opernhaus zu erhalten, wie etwa Graz eines besitzt. Man hat, bevor man sich für diese Lösung entschied (Verzicht auf den Neubau eines repräsentativen Opernhauses) wohl alle Möglichkeiten und Gegebenheiten genau erwogen, und es ist nicht unsere Aufgabe, hier — post festum — Ratschläge zu erteilen. Dem ambitionierten Linzer Theater und dem Linzer Publikum möchte man nur wünschen, daß sich die getroffene Lösung besser bewährt, als sie dem Außenstehenden auf den ersten Blick erscheint. Dies um so mehr, als die bisher geleistete Arbeit und die Pläne des neuen Intendanten auf künstlerischem Gebiet Bestes erwarten lassen.
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