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Große Pläne in Innsbruck
In Deutschland kämpfen zur Zeit mehrere kleine Theater um ihren Bestand im nächsten Jahr. Aufführungskasten werden sparsamst kalkuliert, Ensembles reduziert. Auch österreichische Landesbühnen stehen vor ähnlichen Problemen: Linz und Salzburg dachten bereits an eine Verschmelzung der beiden Bühnen...
Indes rüstet man in Innsbruck wie nie zuvor für die kommende Spielzeit. Man wirbt intensiv um den Abonnenten und sucht das Theater wiederum „ins Gespräch zu bringen“. Thespis wird nämlich termingemäß am 17. November im völlig umgestalteten Großen Haus am Rennweg wieder Einzug halten. Der Spielbetrieb in den Kammerspielen soll daneben keineswegs eingeschränkt werden. Gewiß, der großzügige Stellenplan überrascht: 130 Personen für das künstlerische Ensemble, ebenso viele für den technischen Stab bedeuten ein finanzielles Risiko.
Helmut Wlasak, der neue Intendant des Tiroler Landestfaeaters, äußert sich jedoch durchaus optimistisch: „Das Interesse für das Theater ist im ganzen Land überaus stark, Abonnements werden laufend bestellt.“ Der Spielplan für die erste „große Saison“ kommt ja auch dem Publikumsgeschmack — dieser wurde in einer Publikumsbefragung sorgfältig getestet — weitgehend entgegen. Sechs Opern, zwei Operetten und ein Ballettabend sollen vor allem den enormen „Nachholbedarf“ des Publikums auf dem musikalischen Sektor decken. Bei der ersten Opernpremdere wagt man sich gleich an eine Monsteraufführung, Wagners „Meistersinger von Nürnberg“, die in Innsbruck überhaupt noch nie auf dem Spielplan standen. Als Er-öftfaungspremiere im Großen Haus und als Auftakt zur Eröffnungsfestwoche wählte Helmut Wlasak Ferdinand Raimunds „Alpenkönig und Menschenfeind“.
In den Kammerspielen werden wie bisher klassische Stücke im kleinen Stil, leichte Unterhaltung sowie erstmals ein Zyklus moderner Autoren geboten werden. Mit fünfzig Abstechern in die Bezirksstädte Nord-, Süd- und Osttirols sucht das Tiroler Landestheater zudem seiner Verpflichtung als Landes-bühne gerecht zu werden.
Helmut Wlasak hat aber nicht nur die Saison 1967/68 sorgfältig geplant, sondern bereits ein Theaterkonzept für mehrere Jahre entworfen. In verschiedenen Zyklen soll das Publikum mit den bedeutendsten Werken der Weltliteratur konfrontiert werden. Wlasak denkt unter anderem an einen Zyklus „Shakespeare“, der vom Lustspiel, über Königsdranien und Ballett bis zum modernen Musical „frei nach Shakespeare“ reicht. Sehr interessant ist das geplante Experiment, einen Zyklus unter dem Leitthema „Die Bedrohung der menschlichen Freiheit“ zusammenzustellen. Der neue Intendant in Innsbruck hat also viele Pläne. Ihre Realisierung wird wohl in erster Linie von den Leistungen der Bühne im kommenden, ersten Spiel jähr im Großen Haus abhängen.
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