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Die bedrängenden Ängste der Österreicher

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Für die Strategie der Parteien nicht uninteressante Ergebnisse brachte eine unter Federführung von Juso- Chef Albrecht Konecny in der zweiten Novemberhälfte 1976 durchgeführte und nun im „Journal” der Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschaft veröffentlichte Erhebung unter 1728 erwachsenen Österreichern (849 Männer, 879 Frauen) zu Tage. Thema der Untersuchung: Die irrationalen und bedrängenden Ängste der Österreicher, die die Österreicher „offenbar auch politisch lenken”.

Aufschlußreich erscheinen die Ergebnisse im wirtschaftlichen Bereich, zumal Aussagen zu den Themen Vollbeschäftigung und Inflation immer zu den Wahlkampfrepertoires sämtlicher Parteien zählen werden. Unter jenen Themen, die von politischer Relevanz sind, nannte der größte Teil der Befragten, nämlich 50 Prozent, Arbeitslosigkeit als „große Gefahr”. Lediglich „Unfälle im Straßenverkehr” sahen mehr Befragte als große Gefahr an (53 Prozent). Nach Arbeitslosigkeit wurden als große Gefahren genannt: Inflation (46), Krankheit, Umweltverschmutzung, Lärm (45), Kriminalität und Terrorismus (42), Staatsbankrott (30), Atomkraftwerksunfälle und Wirtschaftskrise durch Energiemangel (je 26) sowie Erdbeben und andere Naturkatastrophen (25).

Die Aufgliederung nach dem politischen Standort zeigt bei der Arbeitslosigkeit, daß 45 Prozent der SPÖ-Anhänger sie für eine große Gefahr halten, daß sich unter den ÖVP-Anhän- gem schon 53 und bei den Kommunisten gar 73 Prozent finden, die sich vor der Arbeitslosigkeit fürchten. Die Freiheitlichen furchten die Arbeitslosigkeit zu 47 Prozent. Daraus läßt sich ableiten, daß entweder Sozialisten unter einer SPÖ-Regierung weniger um ihren Arbeitsplatz bangen oder aber - fast plausibler - daß die ÖVP neben der Senkung der Inflation die Sicherung der Vollbeschäftigung noch stärker propagieren sollte.

Bei der Beurteüung der Inflation zeigt sich, daß die ÖVP-Sympathisan- ten einerseits stärker unter dem Eindruck der ÖVP-Propaganda (Infla- tionsstop, Belastungsstop) stehen, und daß anderseits die Sozialisten vielleicht stärker auf das Netz der sozialen Sicherheiten vertrauen und sich daher aus der Inflation nicht viel machen: 58 Prozent der ÖVP-Leute halten die Inflation für eine große Gefahr, bei den Sozialisten sind es nur 37 Prozent.

Auch zur Atomdiskussion bringt die Studie interessante Details: „Unfälle in Atomkraftwerken” beurteilen 43 Prozent der Kommunisten, 31 Prozent der ö VPler und nur 22 Prozent der Sozialisten als große Gefahr. Angst vor Wirtschaftskrisen durch Energiemangel haben am stärksten ÖVP-Anhän- ger (29 Prozent), bei den Sozialisten sind es nur 24 Prozent.

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