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Filmische Irrtümer

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Es kann sich hier doch wohl nur um einen Irrtum in der Berichterstattung handeln, daß das Filmmon-strum ,ßer Pate, II. Teil“ sechs „Oscars“ erhalten hat... Bitte, sechs Oscars für besondere spezielle Langewedle, das ließe man sich noch einreden, obwohl noch nie sechs für ein und dasselbe Fach vergeben wurden (verdienen würde er's!)... Was diese mühsamst und umständlichst von John Ford Coppola zusammengebastelte, einschläfernde und kein Ende nehmende Geschichte vom Sohn des berühmten „Paten“, in die dauernd, aber völlig unmotiviert Jugenderlebnisse vom Aufstieg seines Vaters eingeblendet sind, eigentlich soll, weiß niemand, der nach dreieinhalb Stunden übermüdet oder verschlafen das Kino verläßt. Wohl noch nie wurde in einem Film so oft auf die Uhr gesehen, wie hier... Ausnahmsweise einmal nicht geirrt hat die ansonsten für ihre ständigen Fehlurteile bereits berüchtigte österreichische

Fiknprädikatisierungskomimission, die ihre Sternstunde hatte und dem Film ein Prädikat versagte. (Sind die Mitglieder eingeschlafen?)

Ein Irrtum des Regisseurs Richard Rush ist es, zu glauben, daß sein als Parodie gemeinter Polizistenfilm „Die Superschnüffler“ erheiternd oder gar lustig sei. Wenn auch die Idee etwas für sich hat, die Keystone-Cops aus den zehner Jahren in ihren Nachfolgern in unserer Zeit zu zeigen, so ist totale Zerstörung, die noch dazu mit Brutalitäten und Mord, mit Strömen von Blut verbunden ist, nur für ungebildete und geschmacklose Rohlinge eine Quelle des Vergnügens. Schon „Tom & Jerry“ wirken erschreckend, um so mehr erst andauerndes Demolieren von Menschen und Material, selbst wenn dies so gestaltet ist, daß jede Realität fehlt. Man müßte aber hinzusetzen, „noch fehlt“ — warten wir's ab, die Ansätze für die Verwirklichung solcher Lausbuben-Brutalitäten sind schon da und werden durch Lachen darüber noch fleißig genährt...

Und ein weiterer Irtan dieser Filmwoche ist es, anzunehmen, daß jeder Film, der in einer fremdsprachigen Originalfassung gezeigt wird, deswegen gleich Qualität besitzt. Ein miserabler Film bleibt auch in englischer Sprache ein schlechtes und überflüssiges Opus — wie uns das bereits sechs Jahre alte Kitschmelodram ,JStory of a Woman“ eindeutig dokumentiert.

Und der letzte Irrtum ist es, daß französische Filme, womöglich noch mit erster Starbesetzung, immer gut sind: Roger Vadims schwachsinnige Perversionen in „Ein wildes Leben“ (mit Vadim selbst, Mathieu Carriere und der in jeder Beziehung durchschnittlichen Neuentdeckung Sirpa Lane — wozu?) demonstrieren dies ebenso klar wie die grotesk-miß-glückte Verfilmung „Das Fleisch der Orchidee“ von Patrice Chereau (mit Simone Signoret, Alida Valli, Edwige Feuillere, Hans-Christian Blech, Charlotte Rampling), nach einem Roman von James Hadley Chase. Beide Filme tragen die Warnung „Achtung, gequirlter Unsinn!“

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