6852428-1976_52_19.jpg
Digital In Arbeit

Gleicher Enthusiasmus wie vor 40 Jahren

Werbung
Werbung
Werbung

Vier Jahrzehnte ist es her, daß die ersten drei VW-Prototypen je 50.000 Testküometer auf Landstraßen des Schwarzwaldes und auf der Autobahn Stuttgart-Bad Nauheim zurücklegten. Das Ergebnis „läßt eine Weiterentwicklung empfehlenswert erscheinen“, hieß es im Gesamturteil des Testberichtes. Damit war die Entscheidung zugunsten des Volkswagens gefallen, der Grundstein für das heutige Weltunternehmen „Volkswagenwerk AG“ gelegt Jenem Ereignis Ende 1936 und den darauffolgenden vier Jahrzehnten galt eine Feier in Wolfsburg, in der des Altösterreichers Dr. lng. h. c. Ferdinand Porsche und seines VW gedacht wurde:

Zweier Jahre hatte es bedurft, um die drei Fahrzeuge in den Garagen seines Stuttgarter Domizils am Feuerbacher Weg fertigzustellen. Nach Porsches Vorstellung waren Muster von einem Gebrauchswagen entstanden, der ausreichend Innenraum und eine vernünftige Antriebsleistung bot, der überdies mit verschiedenen Karosserien unterschiedlichen Einsatzzwek-ken gerecht werden konnte und für dessen Wartung für damalige Verhältnisse nur ein Mindestmaß aufzuwenden war. Punkt für Punkt erfüllten jene Versuchsautos und alle Volkswagen der nachfolgenden Jahrzehnte Porsches Ansprüche, die bezeichnenderweise nichts von ihrer Gültigkeit eingebüßt hatten, als die Lastenhefte der gegenwärtigen VW-Generation POLO, GOLF, SCHtOCCO und PASSAT geschrieben wurden.

Die Grundsteinlegung 1938 zu einer eigens dem Volkswagenwerk vorbehaltenen Fabrikationsstätte, dem Volks wagen werk, begründete eine Ära der Motorisierung breiter Bevölkerungsschichten, wenngleich zunächst einmal der Zweite Weltkrieg seine Schatten warf. Ansehnlicher Produktionsanstieg - am 14. Oktober 1946 war bereits der zehntausendste Volkswagen fertig - und erste zaghafte Versuche des unkonventionellen Neulings Volkswagen, international Fuß zu fassen, kennzeichneten die Nachkriegsphase. Dabei erwies sich eine Reihe von Entscheidungen der Unternehmensleitungin den Jahren bis 1950 später als schicksalhaft für den weiteren Weg des Volkswagens und für die Zukunft des Werkes.

So wurden 1947 mit den Niederlanden als erstem Partner Exportverträge abgschlossen. Die Gebrüder Pon in Amersfoort, der offizielle VW-Generalimporteur, erhielten als erste Lieferung 56 VW-Limousinen. Den Niederlanden folgten ein Jahr später Dänemark, Luxemburg, Schweden, Belgien und die Schweiz. Erschließung fremder Märkte hieß ein Erfolgsrezept, das Dipl.-Ing. Heinrich Nordhoff, der am 1. Jänner 1948 als Geschäftsführer die Leitung des VW-Werkes übernommen hatte, konsequent weiter verfolgte. Wolfsburg meldete Produktionsrekorde: 4. März 1950: 100.000. Volkswagen; 5. Oktober 1951: 250.000.; 3. Juli 1953: 500.000.; am 5. August 1955 gar der mülionste.

Kontinuierlichen Automobilabsatz auf allen Märkten konnte allerdings nur der gleichzeitige Aufbau einer leistungsfähigen Vertriebs- und Kun dendienstorganisation im In- und Ausland versprechen - der zweite Schlüssel zum Erfolg. Beidem gilt auch heute noch das vitale Interesse der Volkswagenwerk AG mit ihren Tochtergesellschaften in den USA, Brasüien, Mexiko, Südafrika, Nigeria, Jugoslawien, Belgien, Indonesien und Frankreich und ihrem weltumspannenden Importeursnetz. Noch einmal - 1949 - nahm ein geradezu phantastischer VW-Erfolg in den Niederlanden seinen Anfang: Von dort aus wurden die ersten beiden Käfer in das Land der Straßenkreuzer, die USA, geschickt. Es schienen die berühmten „Eulen für Athen“ zu sein. In Wirklichkeit aber begann der beispiellose Siegeszug einer Importmarke in den USA, wo bis heute rund sieben Mülionen Volkswagen verkauft wurden.

Aus Amerika schließlich entführte der Käfer auch den Weltmeistertitel: am 17. Februar 1972 wurde mit 15,007.034 Exemplaren der bisherige Produktionsrekord des Ford-T-Mo-dells eingestellt Die VW-Modellpalette hat sich natürlich im Laufe der Jahrzehnte erweitert, verändert, neue Autogenerationen sind entstanden. Wenn in diesen Tagen der dreißigmü-lionste Volkswagen produziert sein wird, waren immerhin knapp zwei Drittel davon Käfer, im Prinzip noch so, wie Porsche sie 1936 erproben ließ. Und noch etwas sehr Wesentliches ist gleichgeblieben, diesen Eindruck nahm man von der Feier mit: Es ist der gleiche Enthusiasmus wie vor 40 Jahren, der die Mitarbeiter von heute erfüllt Um nur einen für die vielen anderen zu nennen: Professor Ernst Fiala, übrigens auch Österreicher, den jetzigen Forschungschef und Sicherheitsexperten des Werkes.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung