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VW-Ersatzteillager „Ost“

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Der 10. Mai 1968 wird in die Geschichte der österreichischen VW-Organisation zweifellos alls ein bedeutungsvoller Tag eingehen: In Wiener Neustadt wurde das VW-Ersatzteilla- ger „Zentrum Österreich Ost“ im Rahmen einer eindrucksvollen Feder seiner Bestimmung übergeben; auf der Neunkiirchner- straße, hinter dem Kundendienstareail der Porsche K. G. steht eine für unsere Verhältnisse als gigantisch anziusprechende Halile, die in der Rekordzeit von nur fünf Monaten errichtet wurde. Sie besteht aus vorgefertigten Stützen, auf welche Holzleimiträger als Dachtragwerk montiert sind. Auch die Seitenwände wurden vorfabriziert und setzen sich aus isolierten Betonwandelementen zusammen. Insgesamt beträgt die verbaute Fläche 11.000 Quadratmeter, der umbaute Raum beläuft sich auf über 90.000 Kubikmeter.

Der Feier wohnten neben Freunden des Hauses, Behördenvertretern, Honoratioren der Stadt, der Gemeinde und des Landes Journalisten, Rundfunk- und Fernsehreporter bei. Die Festansprache hielt Prokurist Ing. Ernst Piech, er dankte Frau KR Luise Piech, die mit „strenger aber gütiger Hand“ die Geschicke der Firma leitet, und er gedachte des kürzlich verstorbenen Professor H. Nordhoff. Piech gab einen Überblick über die Entwicklungsgeschichte dieses großen, aus privater Initiative entstandenen Bauwerkes, Dr. Schmidt aus Wolfsburg, der Exportleiter des VW-Werkes, überbrachte die Glückwünsche des Stammhauses, der Bürgermeister der „ewig Getreuen“, Fabrizius, erinnerte an die Verbundenheit der Stadt mit Ferdinand Porsche, der hier lange Jahre gewirkt hatte, Handelskammerpräsident Czerny würdigte die wirtschaftliche Bedeutung dieses großen Vorhabens, das in einem Entwicklungsgebiet Niederösterreichs errichtet wurde, Ministerialrat Fenz sprach im Namen des Verkehrsministers Dipl.-Ing. Weiss und schließlich betonte der Generaldirektor der österreichischen Bundesbahnen, Kepnik, in einer launigen Rede die Vorteile, die sich auch für die Bahn, den größten Konkurrenten des Autos, ergeben, denn die Ersatzteillieferungen werden ein Umschlagsvolumen von 30 bis 40 Wäggons im Monat ausmachen.

Vor Beginn der Feierlichkeiten fuhr übrigens ein Zug von 21 Waggons Länge mit der ersten Sendung aus Wolfsburg in die Halle ein. Sie alle fanden Platz in diesem neuen Gebäude, daraus allein läßt sich die Größenordnung des Gebäudes ermessen. .,

Aber es sind nicht nur die Dimensionen imposant. Ebenso imponieren die Organisationen, die hinter diesem Bauwerk steckt und seine technische Einrichtung: Niederösterreich, das Burgenland, Wien und die Steiermark mit 145 Kunidendienstbetnieben für 170.000 Volkswagen, das sind 58 Prozent des Teilbedarfes Österreichs, bilden den Versorgungsraum dieses „Zentrums Ost“, während die anderen Bundesländer von Salzburg, dem bisherigen Zentralersatzteillager aus beliefert werden. Damit ergeben sich jetzt Frachtkostenersparnisse von 1,2 Millionen Schilling pro Jahr. In Salzburg steht auch die Computeranllage, die 2,5 Millionen Schilling jährlich kostet und auch die Daten von Wiener Neustadt verarbeitet. Es gibt nämlich insgesamt 25.000 verschiedene VW-Ersatzteile, der Vorrat in den beiden Lagern reicht in der Regel für vier Monate. Mit anderen Auslieferungszentralen und den Lagerbeständen in den Werkstätten ist für VW-Fahrer für zehn Monate vorgesorgt. Täglich werden aus dem Lager etwa 2000 Positionen entnommen, kontrolliert, verpackt und expediert. Im Juni dieses Jahres wird voraussichtlich der 50.000ste Austauschmotor ausgeliefert werden. Das gesamte Arbeitsvolumen schaffen bloß 65 Mitarbeiter.

Zum 1. April 1968 liefen in Österreich 313.000 Volkswagen, die von 280 Kunden- dienstbetrieben mit 7000 Beschäftigten betreut wurden. Im übrigen erfuhr man Während der Feier, daß die VW-Organisation sehr bemüht ist, auch der österreichischen

Wirtschaft neue Impulse zu geben. So wird der Reifenbedarf zur Gänze bei Semperit gedeckt, was 1967 rund 50 Millionen Schilling ergab. Ferner werden Lacke, Werkstättenausrüstungen, Einrichtungen, Zubehöre, Batterien usw. aus dem Inland beschafft, so daß sich im Jahr rund 130 Millionen Schilling ergeben, die im Inland bleiben. Man rechnet, daß das neue Zentna'lersatzteillager in seiner jetzigen Form bis zum Jahre 1975 genügen wird, zu dieser Zeit dürfte es, wenn die Verkäufe so wie bisher weitergehen, weitere 300.000 VW-Einheiten hierzulande geben.

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