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Kathpress - weder Werbestelle noch eine Gutwetterstation

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Einer der ganz Großen in der katholischen Publizistik dieses Landes, der so tragisch bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommene Renė Marcic, hatte vor Jahren bei einer Ratstagung der UCIP in Rom drei Voraussetzungen für eine lebendige katholische Publi zistik in einem Lande angeführt. Erstens: eine möglichst große Anzahl katholischer Journalisten in möglichst vielen Zeitungen des Landes. Zweitens: eine starke katholische Wochenpresse, und drittens: eine gut funktionierende katholische Nachrichtenagentur.

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Einer der ganz Großen in der katholischen Publizistik dieses Landes, der so tragisch bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommene Renė Marcic, hatte vor Jahren bei einer Ratstagung der UCIP in Rom drei Voraussetzungen für eine lebendige katholische Publi zistik in einem Lande angeführt. Erstens: eine möglichst große Anzahl katholischer Journalisten in möglichst vielen Zeitungen des Landes. Zweitens: eine starke katholische Wochenpresse, und drittens: eine gut funktionierende katholische Nachrichtenagentur.

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Wenn wir diese drei Forderungen auf Österreich anwenden, so würde der ersten die Arbeitsgemeinschaft Katholischer Journalisten entsprechen. Katholische Journalisten fallen aber nicht vom Himmel! Wenn man in Zukunft mit ihnen rechnen will, muß man der Ausbildung der Journalisten größeres Augenmerk zuwenden. Die katholische Meinungspresse ist in Österreich neben den noch immer sehr auflagenstarken Kirchenzeitungen durch die Wochenzeitung „Prä-, sent“ und „FURCHE“ vertreten. An der Bereitschaft des katholischen Volkes, die katholische Presse durch Kauf und Abonnement tragen zu helfen, läßt sich weitgehend die Intensität eines katholischen Engagements ablesen. Wer wollte leugnen, daß es hier in Österreich in dieser Hinsicht noch viel zu tun gäbe.

Die dritte Säule, die katholische Nachrichtenagentur, wird in Österreich durch die Kathpress repräsentiert. Katholische Nachrichtenagenturen gibt es in vielen Ländern, wenngleich nicht in allen. Die älteste katholische Nachrichtenagentur ist der „Magyar Kurier“ in Budapest, der vor mehr als 90 Jahren gegründet wurde und heute noch existiert, im Rahmen der Möglichkeiten, die ihm in einem sozialistischen Land offenstehen. Interessant ist auch, daß zwei nahezu geschlossene katholische Länder wie Italien und Frankreich keine katholische Nachrichtenagentur haben.

In Amerika gibt es schon seit langem den NCWC-News-Service, in der Bundesrepublik Deutschland die Katholische Nachrichtenagentur (KNA), in der Schweiz die Katholisch-Internationale Presseagentur (KIPA), in Belgien das „Centre Information de Presse“ (CIP). Die Holländer haben vor Jahren, als sie glaubten, alles Katholische abtun zu müssen, ihr katholischniederländisches Nachrichtenbüro KNP aufgelöst.

Die Kathpress selbst ist unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden Aber schon in der Zeit des autoritären christlichen Ständestaates hat es eine Art Vorläufer gegeben, die christliche Pressezentrale. Die katholische Presse, die vor und nach der Jahrhundertwende durch die Gründung der Pressevereine entstanden ist, war gleichzeitig die Presse der christlich- sozialen Partei. Diese Partei wurde 1934 aufgelöst, die katholischen Zeitungen aber blieben bestehen. Sie brauchten auch weiterhin ein Pressebüro in Wien. So wurde aus der früheren „christlich-sozialen“ Pressezentrale eine „christliche“ Pressezentrale. Der Mann, der in dieser christlichen Pressezentrale das Wort der Kirche sprach, stand auch nach 1945 an der Wiege der Kathpress, es war einer der letzten großen politischen Prälaten Österreichs: Jakob Fried.

Die Kathpress war aus dem Bestreben entstanden, die Parteizeitungen und überparteilichen Zeitungen (eine katholische Presse gab es nach 1945 noch nicht) mit kirchlichen Nachrichten zu versorgen. Die Organisation der Kathpress hat sich mehrmals gewandelt. Ihre jetzige Gestalt erhielt sie von meinem unmittelbaren Vorgänger, dem jetzigen „Furche“-Chefredakteur Dr. Felix Gamillscheg. Demnach ist die Kathpress nicht eine kirchliche Institution, sondern als Verein organisiert. Mitglieder dieses Vereines sind die Bischofskonferenz, die katholischen Verlage sowie eine Reihe katholischer Organisationen. Der Vorsitzende des Vereines ist statutengemäß der jeweilige Pressebischof, das ist seit mehr als 20 Jahren der Erzbischof von Wien, Kardinal König.

Die Kathpress gehört zu den kleineren katholischen Nachrichtenagenturen, zählt auch sicherlich zu den billigsten. Trotzdem ist sie, das darf bei aller österreichischen Bescheidenheit gesagt werden, eine der effektivsten katholischen Nachrichtenagenturen. Um dies feststellen zu können, muß man einen Blick ins Ausland werfen.

Dort ist der Name Kathpress viel bekannter als in Österreich, dort wird die Kathpress in einem Ausmaß nachgedruckt, wie dies in Österreich - schon bedingt durch die Kleinheit des hiesigen Zeitungsmarktes - kaum möglich ist. Auch im internationalen Nachrichtengeschäft gilt die Kathpress, vor allem ihre Ostberichterstattung, als Quelle ersten Ranges. Sie hat sich diesen Ruf vor allem durch eine sachliche, impolemische Berichterstattung erworben.

Nachrichtenarbeit ist eine teure Arbeit, die Kosten steigen ständig, die Einnahmen können nicht folgen. Trotzdem ist es gelungen, das Grundprinzip der Finanzierung der Kathpress im großen und ganzen aufrecht zu erhalten. Von einem Jahresbudget (1977 knapp drei Millionen) entfällt etwas mehr als ein Drittel auf Beiträge kirchlicher Stellen und etwas weniger als ein Drittel auf die Beiträge der Verlage und die Abonnementerlöse.

Die Kathpress ist keine „Public- relation-Agentur“, keine Werbestelle und keine Gutwetterstation. Sie verkauft Nachrichten, und wer sie kauft (Zeitungen und Rundfunk bezahlen nicht wenig dafür), will echte Nachrichten. Echte Nachrichten wollen auch die nahezu 700 Privatabonnenten, die auf dem Wege der täglichen schriftlichen Ausgabe der Kathpress- Informationen über kirchliches Leben im In- und Ausland erhalten. Durch die mit anderen katholischen Nachrichtenagenturen in Rom unterhaltene Gemeinschaftsredaktion ist die Kathpress auch der einzige verläßliche Informant über das Geschehen im Vatikan.

Jede Pressearbeit ist bruchstückhaft und von Fehlern bedroht. Jede Pressearbeit ist daher auch Anfechtungen und Angriffen aller Art ausgesetzt. Daß die Kathpress als freie unabhängige katholische Agentur bisher ihre Arbeit erfolgreich durchführen konnte, ist dem Verständnis, aber auch der wirtschaftlichen Einsicht der österreichischen Bischöfe und der katholischen Verlage zu danken. Solange dieses Verständnis anhält, sind alte Versuche, die Kathpress auszuhöhlen, zum Scheitern verurteilt.

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