6553413-1948_08_06.jpg
Digital In Arbeit

Die katholische Presse der Vereinigten Staaten

Werbung
Werbung
Werbung

Als Paul Josephe Guerard de Nancrede, Professor der Harvard-Universität, im Jahre 1789 seinen „Courrier de Boston“ gründete, um seinen katholischen Landsleuten im Norden der neuen Vereinigten Staaten geistige Anregung und Hilfe zu geben, ahnte er nicht, daß er mit dieser Wochenschrift, die bald wieder verschwand, doch einen Weg gezeigt hatte, der zu der mächtigen katholischen Presse in den Vereinigten Staaten von heute führte.

Es dauerte nach dem „Courrier de Boston“ manche Jahre, bis wieder ein katholisches Blatt erstand. Erst im Jahre 1822 schuf Msgr. England, Bischof von Charleston, in North Carolina ein katholisches Blatt, „United States Catholic Miscellany“, das lange Jahre erschien und erst im Sturm des Bürgerkrieges von 1863 unterging.

Das älteste, heute noch bestehende katholische Organ in den Vereinigten Staaten ist „The Catholic Telegraph“, gegründet 1831 durch Bischof Fenwick von Cincinnati, Ohio, das heute eine Abonnentenzahl von über 63.000 hat. Und von dieser Zeit an ging die Entwicklung der katholischen Presse in steiler Entwicklung nach aufwärts, sosehr, daß Papst Leo XIII. im Jahre 1895 in seiner Enzyklika Lon- ginqua Oceani für d e Tätigkeit und die Verdienste der katholischen Presse rühmende Worte finden konnte.

Diese immer anwachsende Bedeutung der Presse für das katholische Lßben fand ihren Ausdruck in einer großen Zahl von Neugründungen, so daß es heute keinen Staat gibt, der nicht mindestens ein Wochenblatt hat, in dem das katholische Grundsatzgut verfochten und der Standpunkt der katholischen Bevölkerung zu den Tagesfragen dargelegt wird. „.Und das hat sich als immer dringender nötig herausgestellt. Heute sind die Katholiken der Vereinigten Staaten nicht mehr die geduldete kleine Minderheit, die sie vor 150 Jahren waren; von den 135 Millionen Einwohnern der Vereinigten Staaten sind heute 23,963.671 Katholiken, die die stärkste und am vollkommensten organisierte Religionsgruppe der Vereinigten Staaten vorstellen. Eine so mächtige und ihrer Kraft bewußte Gruppe benötigte auch ein Sprachrohr und das wurde ihr durch die katholische Presse geliefert.

Heute gibt es in den Vereinigten Staaten 332 katholische periodische Veröffentlichungen aller Art. Der allgemeinste Typus des katholischen Blattes ist der des Wochenblattes, es gibt aber auch Monats- und Vierteljahrsschriften. Die Abonnentenzahl aller dieser Blätter War, wie eine Veröffentlichung der Katholischen Pressevereinigung feststellt, im Jahr 1947 auf 12 Millionen

Abonnenten angewachsen. Man kann ruhig sagen, daß heute jede katholische Familie der Vereinigten Staaten regelmäßig ihr katholisches Blatt hält. Damit ist auch die Bedeutung der Presse als Träger der öffentlichen Meinung, aber auch vom geschäftlichen Standpunkt für Inserate, so gestiegen, daß heute keine Regierung die katholische Presse ignorieren kann.

Interessant ist auch die Vielsprachigkeit der katholischen Presse. E er Großteil, 262, erscheint selbstverständlich in englischer Sprache. Es bestehen 12 deutsche Zeitungen, 7 französisch?, 14 polnische, 4 italienische Blätter, 1 ungarische, 7 slowakische, 2 ruthenische, 1 chinesische, 2 spanische, 9 tschechische Zeitungen und andere mehr. Ein katholisches Blatt erscheint in Blindenschrift. Die größte Gruppe unter den katholischen Wochenblättern gehört der „Registergruppe“ an. Das Hauptblatt dieser Gruppe erscheint in einer Auflage von 500.000 pro Woche in Denver, Kolorado, und hat außer einer Ausgabe für die gesamten Vereinigten Staaten 27 Wochenblätter in ebenso vielen Staaten, eine Leistung, die auch in der mächtigen amerikanischen Presse einzig dasteht.

Der Mittelpunkt der katholischen Presse ist der Pressedienst der „National Catholic Welfare Conference“, der Vertretung der Katholischen Aktion in Washington. Der Pressedienst, NCJVC News Service, wurde im Jahre 1919 gegründet und hat sich seither unter der fachmännischen Leitung seines Direktors, Mr. Frank A. Hall, zu einem mächtigen Faktor der hiesigen öffentlichen Meinung entwickelt. An der FLand eines vorzüglichen Korrespondentendienstes — 42 Vertreter in ebenso vielen Ländern — ist der Pressedienst nicht nur heute über alle Ereignisse, die Katholiken interessieren, genau und schnell unterrichtet, sondern war es durch den ganzer Krieg. Heute bedient der Pressedienst, der sich am besten mit den großen Nachrichtenagenturen United oder Associated Press vergleichen läßt, 217 Zeitungen in den Vereinigten Staaten und 36 anderen Ländern mit Nachrichten. Neben den Tagesnachrichten, die fünfmal pro Woche erscheinen und teils per Post, teils per Teletype weitergegeben werden, liefert der Pressedienst einen Artikeldienst über alle möglichen Stoffe des täglichen Lebens, einen Bilderdienst, beide wöchentlich, sowie einen Wochenkommentar, Washington Letter, in dem der Standpunkt des amerikanischen Katholizismus zu wichtigen Tagesfragen in grundlegender Weise dargestellt wird. Außerdem werden Erklärungen des Hl. Vaters, anderer Stellen des Vatikans und der amerikanischen Bischofskonferenz durch einen besonderen Dienst gebracht.

Wie die gesamte National Catholic Welfare Conference, steht auch der Presse dienst unter der besonderen Obsorge der katholischen Bischöfe. Es ist immer einer der führenden Erzbischöfe der Leiter des Pressedienstes, die tägliche Leitung der Geschäfte und alles, was mit den Publikationen zusammenhängt, ist jedoch vollkommen Mr. Hall und seinem Stab überlassen, die in stetem Kontakt mit dem Generalsekretär der Welfare Conference, Monsignore Carroll, stehen.

Neben diesem englischsprachigem Dienst, der im Jahr zirka eine und eine halbe Million Worte aussendet, erscheint ein besonderer Dienst, „Noticias Catolicas", in spanischer Sprache für Lateinamerika, der 75 Zeitungen mit einer Auflage von ungefähr einer Million in zwanzig lateinamerikanischen Staaten bedient. Noticias Catolicas sind besonders für die Bedürfnisse der spanisch und portugiesisch sprechenden Bevölkerung Südamerikas eingestellt, die Leitung in Washington gehört dem Stab des „News Service“ an. Der spanische Dienst sendet zirka eine halbe Million Worte im Jahr aus.

Der Heranbildung der katholischen Journalisten djenen ungefähr siebzig Colleges und Universitäten, wo Kurse für Journalisten gehalten werden. Die zukünftigen katholischen Journalisten erhalten nicht nur eine gründliche Schulung in allen Fachfragen, sondern es wird auch' der allgemeinen Bildung und den kulturellen Bedürfnissen sowie einem gepflegten Stil größtes Augenmerk gewidmet. Durch diese Schulung hebt sich, was auch in nichtkatholischen Kreisen rühmend hervorgehoben wird, der katholische Journalist vorteilhaft aus seinem Berufskreis heraus. Die zukünftigen Journalisten haben bereits an ihren Bildungsstätten in fast 1200 Schul- und Universitätszeitungen, Jahrbüchern und literarischen Quartalschriften Gelegenheiten der praktischen Ambildung.

Die Herausgeber, Redakteure und Mitarbeiter der katholischen Presse sind in der „Catholic Press Association“ der Vereinigten Staaten organisiert. Im Jahre 1911 gegründet, umfaßt diese Vereinigung 639 Mitglieder. Ebenso wie die Teilnahme am Pressedienst der Catholic Welfare Conference freiwillig ist, aber alle Blätter, die sich laufend mit Tagesfragen beschäftigen, Mitglieder sind, so ist auch die Mitgliedschaft an der „Catholic Press Association“ freiwillig, und alle wichtigen Publikationen sind vertreten. Ehrenpräsident ist der jeweilige bischöfliche Direktor des „News Service“, derzeit Erzbischof Murray von St. Paul, Minnesota.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung