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RUDOLF KASSNER - ERSTER TRÄGER DES SCHILLER-PREISES. Der österreichische Dichter und Kulturphilosoph Dr. Rudolf Kaßner wurde als erster Preisträger mit dem — anläßlich der Schiller-Feiern 1955 gestifteten — Schiller-Gedächtnispreis des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet. Die festliche Preisverleihung findet in Stuttgart statt und ist mit einer Ehrengabe von 10.000 DM verbunden. Dr. Kaßner, der 194 mit dem Schweizer Gottfried-Keller-Preis und 1953, anläßlich seines 80. Geburtstages, mit dem österreichischen Staatspreis ausgezeichnet wurde, ist Mitglied des österreichischen Kunstsenates und korrespondierendes Mitglied der Bayrischen Akademie der Schönen Künste und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtkunst. Vertreter der Regierung von Baden-Württemberg haben ihn in seinem derzeitigen Schweizer Domizil aufgesucht; zu den Stuttgarter Festlichkeiten wird Dr. Kaßner einen Vertreter entsenden.

KZ MAUTHAUSEN „KLOSTER DER SÜHNE“? Zu einem makabren „Museum des Grauens“ wurde in der letzten Zeit das ehemalige Konzemrations-lager in Mauthausen. Mit Kraftwagen, Motorrädern, ja sogar in Autobussen kommen immer wieder Scharen von Schaulustigen. Mit einer Mischung aus Sensationsgier, Staunen, Bedauern und Entrüstung betrachten die „Touristen“ die Räume und Gebäude des Lagers, sie gehen zigarettenrauchend durch das Krematorium und packen in den Todeszellen ihre Wurstsemniel aus. Immer eindringlicher werden die Stimmen Einsichtiger, die mit Recht fordern: „Schluß mit dem Unfug!“ Ein beachtenswerter Vorschlag zu einer würdigen Verwendung des ehemaligen Konzentrationslagers kommt nun aus katholischen Kreisen Salzburgs: Im Lager soll ein „Kloster der Sühne“ eingerichtet werden, vor dessen Mauern der Fremdenstrom abgewiesen werden soll. „Dazu ist kein neuer Orden notwendig“, schreibt das „Klerus-Blatt“, das diesen Vorschlag aufgegriffen hat, „die Männer unseres Landes müßten das Kloster füllen. Ohne Gelübde — ausgenommen das Gelübde des Einsatzes für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit — und auf Zeit. Jeder christliche Mann kann wohl drei Tage im Jahr opfern. Diese drei Tage müßte er mit Gebet, Fasten und Nachtwachen zubringen. Das gäbe gleichzeitig Männer-Exerzitien, die angesichts des Schauplatzes ganz auf die christliche Arbeit des Mannes in der Oeffentlichkeit ausgerichtet sein müßten.“

ZERSCHLAGEN IM JAHRE 1938, hat sich der Verein vom hl. Vinzenz von Paul in Oesterreich in den vergangenen zehn Jahren wieder zusammengefunden. Als ehrenamtliche namenlose Helfer verbreiten hunderte Vinzenzbrüder und ihre Mit-schwestem wieder Segen über Segen. Sie steuern dem Elend, der Not und so vielem Kummer. Die Quellen, aus denen die Mittel fließen, sind ausnahmslos freiwillige Geld- und Sachspenden, die bei minimalster Regie, somit fast zur Gänze, ihrem Zweck zugewendet werden können. Rund eine halbe Million Schilling, Kleider, Wäsche, Schuhe und Naturalien in großer Zahl retteten allein im vergangenen Jahr viele arme Menschen it. Oesterreich vor der Verzweiflung, brachten Hilfe in den mannigfachen Nöten des Lebens. In ungezählten Fällen schufen sie das unendlich tröstliche Gefühl in vielen Herzen, daß diese Aermsten nicht vergessen sind — rund zwölftausend Hausbesuche berichten über die vielfachen Krisen, in denen sich Tausende und Abertausende befunden hatten. Das sind die stillen Wege der Vinzenzbrüder in Oesterreich, die im Sinne des Wahlspruches des Heimgegangenen Kardinals Dr. Theodor Innitzer — in caritate servire — überall da sind, wo Hilfe nottut. ■

EIN „RUHEVERZEICHNIS“. Deutsche Heilbäder und Kurorte, die einschneidende Maßnahmen gegen den Lärm durchgeführt haben, wollen zum Frühjahr ein Ruheverzeichnis herausgeben. Orte, die in dieses Verzeichnis aufgenommen werden, garantieren ihren Gästen wirkliche Nachtruhe.

CHURCHILLS POPULARITÄT. Auf der Terrasse des „Hotels de Paris“ in Monte Carlo, wurde der gegenwärtig an der Riviera weilende ehemalige britische Premierminister Sir Winston Churchill mit dem englischen Lied „For he's a jolly good fellow“ („Er ist ein netter Bursche“) begrüßt. Ein Anwesender sagte einem Kellner: „Ich wußte gar nicht, daß Churchill bei den Franzosen so populär ist“, worauf der Kellner lächelnd erwiderte: „Im Vertrauen, Monsieur, das ist er auch gar nicht. Achtzig Prozent der Sänger auf der Terrasse sind deutsche Touristen.“

KARDINAL MINDSZENTY IN PÜSPÖK-SZENT-LÄSZLO? Wie die „Neue Wiener Tageszeitung“ von einem aus Ungarn geflüchteten Dominikaner erfährt, soll sich Kardinal Mindszenty zur Zeit in der alten Sommerresidenz der Bischöfe von Fünfkirchen in Südungarn, Püspök-Szent-Läszlo, aufhalten. Hier darf sich der Fürstprimas völlig frei bewegen. Aber weder er noch seine engsten Mitarbeiter, die im „Exil“ für sein Wohlergehen sorgen, dürfen die Sommerresidenz verkssen oder Besuche empfangen. Nur seine greise Mutter darf der Kardinal viermal jährlich empfangen •

DIE NICHTENGLISCHE PRESSE IN AMERIKA. Wie stark sich die Vielzahl nationaler Elemente, aus denen das nordamerikanische Volk zusammengesetzt ist, auch im Pressewesen bemerkbar macht, zeigt eine Uebersicht, die vom Common Council for American Unity veröffentlicht Wird. Darnach wurden im Jahre 1953 in den U S A nicht weniger als 858 Periodica in nichtenglischen Sprachen herausgegeben, unter denen 83, also fast 10 Prozent, Tageszeitungen waren. Die meisten, 295, erscheinen wöchentlich. Die größte Wochenzeitung, die zugleich die weiteste internationale Verbreitung hat, ist der von deutschen Emigranten vor 20 Jahren in New York gegründete „Aufbau“, doch stehen die deutschsprachigen Presseorgane mit 82 erheblich hinter den spanischen zurück, deren es 108 gibt; von ihnen sind elf, von den deutschen vier Tageszeitungen. Es folgen 69 italienische, darunter vier Tageszeitungen, und 53 polnische mit acht Tageszeitungen. Mehr als zehn Tageszeitungen oder Wochenblätter erscheinen weiter in araBischer, chinesischer, japanischer, finnischer, französischer, norwegischer, schwedischer und slowenischer Sprache; die russische Gruppe, zu der auch die litauischen und ukrainischen Organe gezählt werden, hat sich in den letzten Jahren von 19 auf 33 vermehrt, während die Gesamtzahl der fremdsprachigen Periodica gegenüber 913 im Jahre 1951 zurückgegangen ist. Außerdem gibt es noch weitere 228 periodische Veröffentlichungen, die von fremdsprachigen Gruppen herausgegeben werden oder für sie bestimmt sind, aber in englischer Sprache erscheinen.

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