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Ein anspomender Kreuzzug…

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Wäre nicht ihre dunkle Hautfarbe gewesen, sie wären nicht „ aufgefallen. ln ihren Anzügen und mit ihrem selbstbewußten Auftreten’unterschieden sie sich kaum von den europäischen Delegierten. Und nur die vereinzelten Priestergewänder und eine Nonnentracht waren ein Hinweis, daß es sich im Ratssaal in der Wiener Hofburg um eine für Katholiken bedeutungsvolle Zusammenkunft handelte. So war es auch. Zu Beginn des XI. Weltkongresses der UCIP trafen die fünfzig katholischen Pressevertreter aus Afrika, Asien und Lateinamerika zu einem Vorkongreß zusammen.

Die Probleme der Publizisten aus der Dritten Welt unterschieden sich jedoch sehr wohl von denen ihrer europä- • ischen Kollegen. „Manchmal haben wir nicht einmal genügend Papier, um ausreichend informieren zu können“, klagte ein Delegierter aus Burma. Die katholische Presse der Dritten Welt steht und fällt mit den Spenden, die bei den verschiedenen kirchlichen Hilfswerken eingehen und von diesen für Medienprojekte in Afrika, Asien und Lateinamerika verteilt werden. Die Aufgabe dieser Hilfswerke ist es jedoch nicht nur, Geld aufzutreiben, sondern auch, eine Einstellungsänderung zugunsten der Katholiken der Dritten Welt zu bewirken.

Die finanziellen ‘Schwierigkeiten und den apostolischen Auftrag auf ei nen gemeinsamen Nenner zu bringen, führt gelegentlich zu Diskussionen zwischen den Hilfswerken und den Me- dienvertretem. Der afrikanische Vertreter eines Hilfswerks gab eine klare Stellungnahme ab: „Unter Katholiken gibt es oft eine Scheu, Wahrheiten zu sagen, weil man niemanden verletzen will, aber die Wahrheit muß gesagt werden. Die Hilfswerke verwalten Geld, das von Christen für Christen gegeben wurde, also vielen zugut įom- men soll. Aber das Apostolat steht in jedem Fall im Vordergrund und nicht die Wirtschaftlichkeit.“

Diese engagierte Haltung, die in jedem Diskussionsbeitrag zum Ausdruck kommt, beeindruckt um so mehr, als die Situation der Katholiken in vielen Ländern der Dritten Welt unglaublich schwierig ist. Priester, die unter Hausarrest stehen, sind keine Seltenheit, und etliche katholische Journalisten, die an diesem Kongreß in Wien teilnehmen wollten, haben keine Ausreisebewilligung von ihren Regierungen erhalten, berichtete Pater Pierre Cheva-

lier, der derzeitige Generalsekretär der UCIP.

Gerade diese Situation war ausschlaggebend für die Gründung der lateinamerikanischen Union der katholischen Presse als selbständige Organisation innerhalb der UCIP unter der Leitung des früheren Generalsekretärs

Pater Emile Gabel. Eine Studienreise durch den ganzen südamerikanischen Kontinent gab Pater Gabel die Möglichkeit, genaue Kenntnis der Medien und ihrer Vertreter einzuholen. Sie war die Grundlage einer Neuorganisation der katholischen Zeitungen zu einer modernen Presse: „Um Erfolg und Einfluß zu haben, muß die Presse vor allem den Informationsbedürfnissen des modernen Menschen genügen. Wer eine Zeitung kauft, tut das nicht, um seine Seele zu retten, sondern um informiert zu werden“, erklärte Pater Gabel bereits 1962 vor lateinamerikanischen Journalisten in Bogota.

Bald entstand auch der Plan einer afrikanischen katholischen Presse-Union. Doch aus der Tatsache, daß

Afrika in französisch-, englisch-, portugiesisch- und arabischsprechende Länder aufgeteilt ist und die Christen dort in der Minderheit sind, ergaben sich im Vergleich zu Lateinamerika zusätzliche Schwierigkeiten. Die Verwirklichung der afrikanischen Presse-Union geht jedoch sicher voran. Eine französischsprachige Sektion besteht seit Ende vorigen Jahres, eine englisch- sprachige hat ihre Aktivitäten auf dem diesjährigen Kongreß in Wien aufgenommen.

Am schwierigsten dürfte die Situation in Asien sein. Im Zuge seiner Ausführungen richtete Pater Chevalier die Bitte an die Vertreter der asiatischen Regionen, auch weltlichen katholischen Journalisten mit mehr Offenheit zu begegnen. Nur ein Informationsaustausch zwischen den Vertretern der katholischen Presse könne zu der Solidarität führen, die zur Erarbeitung einer internationalen Neuordnung der katholischen Medien notwendig ist. Mit welchem Einsatz könnte wohl eine fresse für den Menschen“ Zustande kommen, meint Pater Chevalier weiter, wenn sie bei\ihrem Ziel, eine „christliche Presse als Wortführer der Ärmsten und Träger für Recht und Freiheit“ zu schaffen, nicht auf die Mitarbeit der Kollegen der Dritten Welt zählen könnte. In diesem Sinne ruft die UCIP alle ihre Mitglieder auf zu einem „regelrechten modernen Kreuzzug, zum aktiven, anspomenden Kreuzzug der Vorbereitung einer Neuordnung des Informationswesens“.

Ein in Europa viel zu wenig beachtetes Problem ist die richtig verstandene Entwicklungshilfe. Wie Pater Eilers betont, muß Hilfe in der Dritten Welt immer zur Selbsthilfe führen, muß Mut zu eigener Aktivität und zu Neuem hervorbringen. Es befassen sich mehr katholische Hilfswerke mit Entwicklungsfragen als mit Seelsorge, aber es gibt keine klare Grenze zwischen Entwicklungshilfe und Seelsorge in der Dritten Welt. Eine Vertreterin aus Togo - unter den fünfzig Teilnehmern waren etwa.zehn Frauen - brachte das Problem auf eine einfache Formel: „In der Dritten Welt sind Projekte der Seelsorge sehr oft Projekte der Entwicklungshilfe und umgekehrt“.

Ziel des XI. Weltkongresses der UCIP in Wien soll es unter anderem sein, den Delegierten der Dritten Welt das Vertrauen zu geben, daß sie mit ihren Problemen nicht in Stich gelassen werden.

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