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Paul VL: Die Zeichen der Hoffnung erkennen

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Kardinal König fordert verbesserte Journalistenausbildung

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Kardinal König fordert verbesserte Journalistenausbildung

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„Euch, den katholischen Journalisten, kommt es zu, allem nachzugehn, was des Wissens wert ist und was bejaht werden kann - mag dies auch gelegentlich die gewohnten Horizonte überschreiten. Euch käme es vor allem auch zu, die erregenden Zusammenhänge ebenso aufzudecken wie alle Zeichen der Hoffnung. Euch käme es zu, das Leben der Kirche, das so selten von der großen profanen Presse richtig verstanden wird, dieser Welt darzustellen.“ Diese Kernsätze aus der handgeschriebenen und vom Präsidenten der Päpstlichen Kommission für die sozialen Kommunikationsmittel, Msgr. Andre-Marie Deskur, verlesenen Grußbotschaft von Papst Paul VI. bildeten den Höhepunkt der Eröffnungsfeierlichkeiten zum XI. Katholischen Weltkongreß der Presse in der Wiener Hofburg. Neben Bundespräsident Dr. Rudolf Kirchschläger, Erzbischof Kardinal Doktor Franz König und Nuntius Mario Cagna nahmen zahlreiche kirchliche Würdenträger und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens an der Eröffnung teil, die immer wieder im Zeichen des Gedenkens an Dr. Friedrich Funder stand.

Ein herzliches „Willkommen in Österreich“ rief STYRIA-Generaldi- rektor Dr. Hanns Sassmann als Präsident des Verbandes katholischer Publizisten den rund 500 Teilnehmern aus allen Kontinenten der Erde entgegen: „Mehr denn je ‘brauchen wir in einer Welt zwischen Angst und Hoffnung als Publizisten der christlichen Botschaft eine weltumgreifende Begegnung, wie sie in diesen Tagen hier in der traditionsreichen Wiener Hofburg Wirklichkeit werden soll.“ Sassmann erinnerte auch daran, daß der V. Weltkongreß fast auf den Tag genau vor 20 Jahren ebenfalls in Wien abgehalten worden war. Das Thema des Kongresses, „Eine Presse für den Menschen“, soll diesmal bewußt die Erörterung „medienintemer Fragen“ ausklammern, die Beratungen des

Kongresses sollten sich ausschließlich auf den Empfänger, den Rezipienten des publizistischen Wirkens, den Menschen, konzentrieren.

Dr. Louis Meerts, Chefredakteur der „Gazet van Antwerpen“, Präsident der „Union Catholique Internationale de la Presse“ (UCIP), wies in seiner Eröffnungsansprache darauf hin, das Thema des Kongresses schließe nahtlos an die letzte Zusammenkunft in Buenos Aires 1974 an, damals lautete das Thema „Ethik des Journalismus“. Die beiden Themen stellen ein Ganzes dar, in dem Berichterstatter und Leser untrennbar verbunden sind. Bei der Wahl des Tagungsthemas, so Meerts, habe man den Text der kirchlichen Dokumente „Inter Mirifica“ und „Communio et Progressio“ zu Rate gezogen. Daraus könne man eindeutig ablesen, daß die Kirche die Beziehung zwischen Journalismus und Leserschaft nicht als Einbahnverkehr sehe.

Das Kongreßthema unterteilt sich nach Meerts in verschiedene Punkte: Das Recht auf Information und eine wahrheitsgetreue Berichterstattung als erster, dann die Rechte und Pflichten der Leser. „Kennt die Zeitung ihre Leser und wie nimmt sie die Interessen der Leser wahr?“, stellte er eine für sämtliche Journalisten und Publizisten höchst aktuelle Frage. Immer wieder sprach Meerts von der großartigen Herausforderung zum Dialog: „Die wichtige soziale Funktion der Kommunikationsmedien ist, daß sie die Annäherung zwischen den Menschen fordern, durch eine bessere Kenntnis der Ereignisse in unserer Welt und auf diese Weise den Men sehen auch helfen, ihre Verantwortlichkeit gegenüber dem Nächsten besser zu übernehmen.“ Zu den Pflichten des Lesers meinte Meerts, man dürfe darin kein leichtes Problem sehen, schließlich kaufe niemand „in erster Linie eine Zeitung aus Gründen der Nächstenliebe, auch keine katholische Zeitung“.

Bundespräsident Kirchschläger, der den Kongreß eroffnete, nannte drei die Teilnehmer miteinander verbindende Qualifikationen:’ „Sie versuchen, als Katholiken zu leben; Sie arbeiten an einem Massenkommunikationsmittel - ohne daß dieses selbst immer die Qualifikation .katholisch* besitzt - und sie versuchen, dem Menschen zu dienen.“ Der Bundespräsident richtete an die Kongreßteilnehmer die Warnung, nicht alles, dem Zug der Zeit entsprechend, in Ökonomie aufzulösen und alles vom ökonomischen Standpunkt her zu interpretieren: „Auch der katholische Journalist wird vom Neuigkeitsfieber gepackt und, um ein bekanntes Wort zu variieren: ,Gott liebt die Welt* hat keinen Neuigkeitswert. ,Gott haßt die Welt*,

gäbe zumindest eine gute Headline.“ In dieser Hinsicht käme der Ethik des katholischen Journalisten eine große Verpflichtung zu.

Nach der Eröffnungsfeier zelebrierte Kardinal König in der Augustinerkirche einen Eröffnungsgottesdienst. In seiner Predigt sprach der Kardinal davon, daß es heute - im Gegensatz zur Situation anläßlich des vor 20 Jahren in Wien abgehaltenen V. Weltkongresses - nicht mehr um die Erhaltung der katholischen Presse im engeren und eigentlichen Sinne gehe, „sondern um das katholische Engagement, um das katholische Interesse an der Presse im allgemeinen“. In dem Maße, in dem die katholische Presse im engeren Sinne zurückgehe, komme der Arbeit der katholischen Journalisten in der allgemeinen Presse immer größere Bedeutung zu: „Katholische Journalisten aber fallen nicht vom Himmel, sie müssen gesucht werden. Sie müssen geschult, sie müssen ausgebildet werden, nicht nur in fachlicher, sondern vor allem auch in geistiger und weltanschaulicher Beziehung.“

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