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Unter dem Titel „Eine chinesische Mauer rund um das Konzil" veröffentlichten kürzlich die von Jesuitenpatres redigierte flämische Wochenzeitung „De Linie“ in Brüssel und die dazu analoge Zeitschrift, die unter demselben Titel in Amsterdam für die Niederlande erscheint, gleichzeitig einen Brief ihres gemeinsamen römischen Korrespondenten. Dieser macht sich darin zum Sprecher der in Rom als Ausländskorrespondenten tätigen Gruppe von Journalisten verschiedener niederländischer Zeitungen, deren Wünsche und Beschwerden geschlossen hinter den Zeilen dieses Briefes stehen. Darin heißt es wörtlich: „Wir befinden uns hier effektiv vor einer unüberwindbaren Mauer, was d’e Angelegenheiten des Konzils betrifft. Für uns römische Korrespondenten existiert keinerlei Unterstützung, weder in Form einet Auskunftsbüros, eines Informationszentrums, irgendwelcher Adressen, von denen man Unterstützung erwarten könnte, noch sonstige Hilfsmittel. Es ist buchstäblich für nichts gesorgt. Ich sage es ohne Umschweife: Hier in Rom geschieht in diesem Punkt nicht das geringste, was uns in unseren Aufgaben der Konzilsberichterstattung helfen könnte. Ereignisse von unabsehbarer Tragweite bereiten sich vot, ohne daß wir etwas erfahren noch unsere bedauernswerten Leser.“

Im Exerzitienhaus „Casa Divino Maestro“ bei Rom fand kürzlich die dritte Plenarsitzung des Konzilssekretariates für die Förderung der christlichen Einheit statt. Dabei wurden unter dem Vorsitz; von Kardinal Bea zahlreiche Fragen erörtert, deren positive Klärung das Klima zwischen den christlichen Konfessionen verbessern und so eine größere Annäherung xmd eine engere Zusammenarbeit auf den verschiedenen Gebieten gemeinsamen Interesses fördern könnte. Die nächste Plenarsitzung des Sekretariats, die vierte seit der Gründung, soll im August statt- finden und wird voraussichtlich auf deutschem Boden abgehalten werden. An der Sitzung nahmen auch die in letzter Zeit neuemannten Mitglieder und Konsultoren des Sekretariats, darunter Bischof van Velsen OP. von Kroonstad als Vertreter Südafrikas, Bischof-Koadjutor Holland von Portsmouth, der deutsche Abt des Benediktinerklosters „Dor- mitio“ in Jerusalem, Dr. Leo Rud- loff, der deutsche Auditor an der Rota, Prälat Ewers, der aus Österreich stammende Msgr. Österreicher (jetzt New York) und Kanonikus Prof. Thils von der Universität Löwen, der hervorragende Kenner der Reformations- geschichte, teil.

Die katholischen Publizisten Österreichs haben ihre gleichgesinnten Kollegen aus anderen deutschsprachigen Gebieten für die Tage vom 11. bis 14. Mai zu einem Aussprachetreffen über die Probleme des kommenden Konzils nach Schloß Seggau in der Steiermark eingeladen. Professor Dr. Winfried Grubcr, Graz, und Thomas Sartory, Nieder- altaich-Rom, werden in ausführlichen Referaten die historischen und ökumenischen Aspekte der kommenden Kirchenversammlung behandeln, während der stellvertretende Chefredakteur der „Presse“ und leitende Redakteur von „Wort nnd Wahrheit“, Dr. Otto Schulmeister, die aktuelle Problematik der Laienbeteiligung bei den Vorarbeiten zum Konzil untersuchen wird.

Es sei unbedingt notwendig, alles zu unterlassen, was die Kluft zwischen den Konfessionen erweitern könne, und hingegen alles zu tun, was der Annäherung diene, denn das Konzil habe bereits begonnen. ln diesen Worten gipfelte eine Ansprache des römisch-katholischen Theologen Prof. Dr. Hans Küng von der Universität Tübingen im Rahmen eines evangelisch-katholischen Gesprächs in KönigsteinTaunus. Nach Ansicht des Schweizer Theologen ist die vorbereitende Phase des von Papst Johannes ein- berufenen Konzils vielleicht wichtiger als das Konzil selbst. Von diesem Konzil verspricht er sich — „durch die Verwirklichung der berechtigten evangelischen, anglikanischen und orthodoxen Anliegen“ — einen wesentlichen Beitrag zur Erneuerung der Kirche. Über die Konzilserwartungen aus evangelischer Sicht sprach Prof. Dr. Jean-Louis Leuba (NeuchätelSchweiz). Jeder evangelische Christ werde die Notwendigkeit der Einigung anerkennen. Prof. Leuba fügte hinzu, man solle schon in der Vorbereitungsperiode nicht von einer „Rückkehr“ der evangelischen Christen sprechen, sondern von Bemühungen um eine echte Einigung der getrennten Christenheit.

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