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Die Gnade der Einheit

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O Gott, Du besserst die Irrenden, Du einigst die Zerstreuten und bewahrst die Geeinten, daher bitten wir Dich: Gieße in Deiner Milde die Gnade der Einheit über das christliche Volk aus, auf daß es die Spaltung behebe, mit dem wahren Hirten Deiner Kirche sich vereinige und so Dir würdig zu dienen vermöge. (Kirchengebet aus der Vativmesse ..Zur Beendigung einer Kirchenspaltung“, die seit Jahresbeginn 1961 den neuen Titel „Messe um die Einheit der Kirche" erhalten hat.)

Zum zweiten Male jährt sich während der Weltgebetsoktav um die Einheit der Christen, die in diesen Tagen von 18. bis 25. Jänner dauert, jene große Stunde des päpstlichen Gottesdienstes zu Sankt Paul „vor den Mauern’, die Johannes XXIII. zur geisterleuchteten Ankündigung seines Konzilsvorhabens gewählt hat. In den meisten Diözesen der Erde fügen die Priester beim normalen Gottesdienst dieser Oktav dem Tagesgebet noch ein zweites hinzu, das den sogenannten Votlvtormularen entnommen ist, die den Gebetsschatz der Kirche für besondere Anliegen aufbewahren. In der Regel ordnet der Bischof solche Gebete an, nach der neuen Ordnung aber kann in bestimmten Fällen sogar der einfache Pfarrer eine solche besondere Bitte in die Liturgie einfügen. Es wird wohl kaum einen Priester oder einen mit der Kirche lebenden Gläubigen geben, der dieses Votivgebet um die Wiedervereinigung der Christen

in der einen und allgemeinen Kirche seit der Konzilsbofschaft nicht mit ganz anderen Augen liest, mit ganz anderer Hingabe zu beten versucht als bisher. Und doch steht es schon eine gute Zeit in den heiligen Büchern. Nicht erst unsere Zeit kennt die Sehnsucht nach der Einheit der Christen. Seit dem juristisch offenbar werdenden Bruch zwischen Rom und Byzanz gab es kaum eine Epoche, die sich mit diesem Faktum einfach abfand, die nicht — zuweilen mit Mitteln, die wir heute ablehnen — in ihrer Art um die Wiederherstellung der wahren, umfassenden katholischen Einheit bemüht war. Wir werden dieses Gebet heute nichf nur als einen kirohenpolifischen Auftrag verstehen. Wir werden mehr denn je erkennen, dafj diese Aufgabe der Christenheit mehr denn je jeden von uns einzeln ergreifen und in ihren Dienst nehmen mutj, je mehr die alten Mächte, die einst die problematischen „Unionen” herbeiführten, die Kaiser und grofjmächtigen Prälaten, die robengeschmückten Diplomaten, die herrischen Kreuzfahrer, im Dämmer der Geschichte verschwinden. An uns, an unserem persönlich empfundenen Gebet, an unserer Bereitschaft zum Offensein wahrhaft „von Mann zu Mann”, wird es liegen. Das Votivgebef wird nichf durch die „Oberen" für uns qe- betef. Es mutj unser eigenes Gebet werden, besonders in den kommenden Monaten vor dem Konzil.

ÖSTERREICH HAT EINE OSTKIRCHLICHE AUFGABE IM WELTKATHOLIZISMUS. - Österreich ist ein neutraler Staat. Das erste freie Land vor dem Eisernen Vorhang. Seine Schulen haben im Vorderen Orient einen guten Ruf. Davon gönnen unsere Studenten berichten. Österreich weist den höchsten Prozentsatz an ausländischen Studenten auf. Daher ist auch das Interesse getrennter Osttheologen am Fachstudium der katholischen Theologie bei uns nicht verwunder-

lieh. Dabei will ihnen der neugeschaffene ÖKUMENISCHE STUDIENFONDS durch die Sicherstellung von Freiplätzen an die Hand gehen. Die geistige Annäherung der getrennten Christen ist die Vorstufe für eine fruchtbare Wiederbegegnung. Diese Arbeit baut nicht auf Tagessensationen auf, sondern ist auf weite Sicht ausgerichtet, aber von einer soliden Auswirkung.

DAS QSTKJRCFjJLICHE APOSTOLAT IN ‘ÖSl’ERREICf’L - Frankreich, Holland und die Vereinigten Staaten

von Nordamerika haben Hunderttausende von Mitarbeitern am ostkirchlichen Apostolat. Österreich konnte nach einer längeren Unterbrechung erst nach dem Krieg diese Arbeit wiederaufnehmen. Dabei gilt als Grundsatz das Wort Papst Pius’ XI. über die Ostkirche: „Auch den Katholiken hat manchmal der rechte Blick für ihre Pflicht gefehlt. Es mangelte an der nötigen Kenntnis und an der brüderlichen Liebe." Gelegentliche Pressebeiträge und Vorlesungen in der

Wiener Katholischen Akademie sowie die Vorträge der katholischen Bildungswerke im ganzen Bundesgebiet haben manches getan. Das Päpstliche Werk für die ostkirchliche Arbeit, Catholica Unio — eine Wiener Gründung —, wirbt mit ihrem Landespräsidenten Erzbischof Dr. Andreas Rohracher von Salzburg systematisch für dieses Apostolat um Verständnis und Mitarbeit der aktiven Katholiken. Sein Programm lädt alle Freunde der Ostkirche und Wiedervereinigung zur konkreten aufbauenden Mitarbeit ein.

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