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Digital In Arbeit

Plattform und Drehscheibe kirchlicher Medienarbeit

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Nachdem es in Österreich bereits 20 Jahre vorher eine der österreichischen Bischofskonferenz zugeordnete Filmkommission gab und mehrere Jahre auch bereits eine Arbeitsgemeinschaft für Rundfunk und Fernsehen im Rahmen der Katholischen Aktion existierte, kam es nach einer einige Jahre dauernden Zwischenform der Kooperation 1970 zur Gründung des Katholischen Zentrums für Massenkommunikation in seiner heutigen Form.

Als überdiözesanes Werk der Bischofskonferenz ist es „mit der Wahrnehmung jener Aufgaben betraut, die im Dekret .Inter mirifica“ des Zweiten Vatikanischen Konzils und in der Pašto ralinstruktion ,Communio et pro- gressio* für die Bereiche Film, Hörfunk, Fernsehen und Presse aufgezeigt sind“, heißt es im ersten Satz des Statuts.

Die Wahrnehmung dieser Aufgaben kann freilich nur in einem konsequenten Bemühen bestehen, soweit es eben die beschränkten personellen und finanziellen Möglichkeiten erlauben. In manchen Bereichen konnte in den sieben Jahren seines Bestehens das Zentrum auch tatsächlich einiges erreichen. So ist die Gründung der inzwischen in Fachkreisen geachteten und im ORF stets beachteten Zeitschrift für kritische Medienarbeit „multimedia“ durchaus als ein Erfolg zu bezeichnen. Sie ist sowohl Sprachrohr kirchlicher Medienpolitik geworden, wie unentbehrliche Hilfe für alle, die mit Massenmedien und Kommunikation zu tun haben.

Auch das Verhältnis zwischen Hörfunk- und Fernsehkommission einerseits und den adäquaten Stellen im ORF andererseits kann als absolut positiv Eingesehen werden. Es hat sich in cül den Jahren der Zusammenarbeit dank der auf beiden Seiten tätigen Personen ein Stil und eine Arbeitsweise entwickelt, sowohl in der Planung wie in der Gestaltung von Sendungen, die wohl voll dem Rundfunkgesetz Rechnung tragen, wie aber auch für die Kirche ein Optimum an Möglichkeiten darstellen. Wir müssen davon ausgehen, daß alle Kirchenfunksendungen voll in der Verantwortung des ORF liegen und keine „Belsing- sendungen“ der Kirche sind, wie meistens irrtümlich, aber manchmal auch böswillig behauptet wird. Sie stellen eine Form der Verwirklichung des Gesetzesauftrages dar, wonach im Gesamtprogramm des ORF die in Österreich gesetzlich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften angemessen zu berücksichtigen seien.

Große Anstrengungen wurden in der Schulung der Personen unternommen, die in den Medien tätig sind und die mit den ständig steigenden. mediEilen Anforderungen ebenso zurechtkommen müssen wie mit den Erwartungen der kirchlichen Würdenträger upd der Zuseher. Der Sprecher in Hörfunk und Fernsehen weiß trotz aller Befragungen und Untersuchungen noch immer so viel’ wie nichts darüber, was sich das in verschiedenen Schichten weitgestreute Publikum erwartet. Man ist sich trotz vieler Diskussionen auch nicht immer ganz einig, welchen Auftrag sie nun konkret erfüllen sollen, denn das Wort „Verkündigung“ läßt durchaus viele Interpretationen zu.

Um sich mit all diesen, oft sehr schwierigen Problemen ernstlich auseinanderzusetzen, veranstaltet das Zentrum regelmäßig ZusEunmen- künfte und Kurse für Priester, die in Verkündigungssendungen eingesetzt sind, um Erfahrungen auszutauschen, einander kritisch zu betrachten, von einander zu lernen und neue Wege zu suchen. Das Bemühen des Zentrums richtet sich aber ebenso auch an jene Personen, die in leitenden Funktionen der Kirche Verantwortung tragen und die den Anforderungen der Medien gewachsen sein sollen. Es finden Vorträge und Schulungen für Verantwortliche kirchlicher Öffentlichkeitsarbeit statt.

Freilich muß hier mit einem gewissen Bedauern vermerkt werden, daß gerade die so wichtige Schulungs- und Bildungstätigkeit auf den verschiedenen Ebenen nur in ZusEimmenarbeit mit den diözesanen Zentren für Massenkommunikation durchgeführt werden kann, ja daß ein Teü davon überhaupt nur von ihnen geleistet werden kann, vor allem wenn er sich an die Basis richtet, daß aber diese Zentren noch nicht in dem Maße ausgebaut sind und funktionieren, wie es nicht nur wünschenswert, sondern notwendig wäre.

Dabei wird die ZusEimmenarbeit mit den Landesstudios, der Kontakt mit der regionalen Presse, die Vorbereitung der kirchlichen Amtsträger und Laienmitarbeiter aller Ebenen auf die Regionalisierung des ORF-Program- mes, die kritische Verfolgung des Gesamtprogrammes, die Erziehung zum sinnvollen Gebrauch der Medien, die Beratung in Medienfragen, die inhaltliche und personelle Vorbereitung und Gestaltung von Sendungen, die Seelsorge an den Medienschaffenden immer wichtiger. Das gesamtösterreichische Zentrum kann hier Hilfe bieten. Nicht kann, darf und will es die diözesanen Zentren ersetzen. Es braucht jede Diözese einen „Sprecher“, der kompetent ist, die Stellun- gnahme der diözesanen Kirche abzugeben, und der zur Verfügung steht, wenn und wann man ihn braucht.

Ein Bereich, in dem sich in den letzten Jahren viel Unsicherheit breitgemacht hat, in dem aber auch echte Wandlungen zu verzeichnen sind und sich neue Aufgaben gestellt haben, ist die Medienerziehung und die Kommunikationspädagogik. Da stehen wir vor einer Fülle von Überlegungen, um neue Wege und Ziele zu suchen und zu finden.

Das große Sorgenkind war in all den Jahren die Pressekommission. Im Pressesektor steht die Arbeitsgemeinschaft Katholischer Journalisten und der Verband Katholischer Publizisten. Hier sind die Pressvereine, die Kath- press, die Kirchenzeitungen und die Pressereferenten. Dort stehen die katholischen Zeitschriften, die von Zeitungen über Pfarrblätter bis zu kleinsten Publikationen reichen. Man zählt Eillein in Wien über 180Titel-eininder Quantität beeindruckendes Sortiment kirchlichen Presseengagements.

Bei allen Bejahungen dieser Vielfalt scheint es aber doch heute auch notwendig geworden zu sein, zu einer fruchtbaren Kooperation und Übersichtlichkeit zu kommen. Außerdem durchdripgen einander die Wirkfaktoren der einzelnen Medien immer mehr.

Schließlich brauchen wir in Österreich ehestens ein einheitliches und wirksames Konzept für alle Medien und für eine kirchliche Medienpolitik. Intensive Kontakte und Gespräche während der letzten Monate zwischen Zentrum und führenden Persönlichkeiten der Printmedien berechtigen zu großen Hoffnungen auf eine poitive Entwicklung.

Damit wurde gleichzeitig ein Problemkreis angesprochen, der in den nächsten Jahren gewiß an Bedeutung gewinnen wird: die Medienpolitik verbunden und verwoben mit einer konzeptiv durchdachten Öffentlichkeitsarbeit der Kirche. Gerade dafür möchte das Katholische Zentrum für Massenkommunikation auf Grund seiner bischöflichen Beauftragung seine Hilfe anbieten, sowohl Plattform wie Drehscheibe zu sein, in Erfüllung eines echten Dienstauftrages.

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