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Verheerung

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Der Aufbruch im einstigen Ostblock verschlechtert die Chancen der Dritten Welt. Der Osten braucht Geld, viel Geldund da ist das Interesse der Banken nicht sehr groß, die Schuldenkrise der Länder der Dritten Welt zu lösen. Die Menschen dort sind nicht einmal mehr als Ausbeutungsobjekte interessant und der Kaufwert der Rohstoffpreise ist seit 1980 um mehr als 90 Prozent gefallen. Von den Rohstoffen aber kommen 50 Prozent aller Exporterlöse der Entwicklungsländer ...

Nehmen wir als Beispiel Brasilien: Mit 114 Milliarden Dollarist es das höchstverschuldf?te Land der Dritten Welt. Und je höher sich der Subkontinent verschuldete, umso größerwur- . den die Entwicklungsprojekte inAmazonien. Brasilien gehört zu den größten Exporteuren vonAgrarprodukten, aber zwei Drittel der Bevölkerung hungern. Zu den profitreichsten Investitionen der Welt gehören heute Bodenspekulationen mit Weideland in Amazonien.

Als ich 1973 in Brasilien war, zeigten mir Entwicklungshelfer eine Karte des Mato Grosso u1Jct erkli;i.rten, 'daß ZU11,1; ;{Jej, „ .spiel-die Finna Mercedes dom, ein Grundstück in der Größe· Oberösterreichs gekauft hatte: nur auf den Verdacht hin, daß es Bodenschätze geben könnte - und weil die brasilianische Regierung äußerst günstige Kaufbedingungen bot.

Seither wurden mit subven' tionierten Krediten und Steuervergünstigungen Millionen Hektar Grund in Amazonien zur Erschließung freigegeben. Meist an Tochtergesellschaften multinationaler Unternehmen. Auf der Liste der in letzter Zeit freigegebenen Areale ist auch das Volkswagenwerk mit 139.000 Hektar. In seinem jüngst erschienenen Buch „ Chico Mendes - Der Regenwald brennt", berichtet Alex Shoumatoff, der „staff-writer" des Magazins „New Yorker", daß dieser Konzern auf seiner Rinderfann Rio Cristalino ein Rodungs/euer von der Größe Rhode Islands entfacht hatte.

Der brasilianische Umweltstaatssekretär Jose Lutzenberger sagte kürzlich in einem Interview, Erste, Zweite und Dritte Welt müßten gemeinsam Lösungen finden - nicht nur für den Regenwald: „Der Raubbau an der Natur und der Wachstumsfetischismus haben die ganze industrielle Zivilisation krank gemacht. Die Konsequenzen unseres augenblicklichen Handelns werden weit schlimmer sein als die Verheerungen sämtlicher Kriege."

Die angesehene FAZ aber ' sieht die Schuld im Bevölkerungs:w achstum: „Den wachsenden Verbrauch an Feuerholz" könne sich „jeder ausmalen", wenn die Millionen Menschen der Dritten Welt „fast alle noch auf offenem Feuer kochen."

Da werde natürlich „bald der letzte Busch, der letzte Zweig verbrannt sein".

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