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Verschiedene Auseinandersetzungen

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Das unverwüstliche eherne Monument des konservativen gotteigenen Landes, John Wayne, heute 68 Jahre alt, hat nun ebenfalls der Pflicht jedes amerikanischen Hollywood-Stars seinen Tribut gezahlt und einen Film in England absolviert; in „Bran-nigan — ein Mann aus Stahl“, einem der gängigsten Rolizistenthema-Filme (was sollte Wayne schon in England anderes spielen, da es dort weder Großfarmer, noch Cowboys, noch hohe US-Soldaten gibt?), geht es um die üblichen Gegensätze zwischen tüchtig-derber amerikanischer Männlichkeit und gepflegt-englischer Zurückhaltung, deren Witz in der Feststellung Waynes gipfelt, daß man in London nicht einmal einen anständigen „Hamburger“ kaufen könne... In diesem ungleichen, weil von den Amerikanern bezahlten Wettstreit siegt dennoch London auf teuflische Weise: noch niemals konnte man soviel Londoner Sehenswürdigkeiten auf einmal (wenn auch wild durcheinander) sehen wie hier, vom Buckingham Palace über die Tower Bridge bis zum Picadilly Circus und zur Nelson-Säule (und selbst wenn eine durch einen bezahlten Killer gelegte Bombe in der Toilette eines Wohnhauses explodiert, ermöglicht sie einen wunderschön photogra-phierten Ausblick auf das Victoria Memorial!)... Der Action wird ebenfalls Genüge getan, soweit dieses zumindest mit dem Alter des Hauptdarstellers und der Würde der Stadt London vereinbar ist. Somit dürfte in London der Tourismus, und besonders der amerikanische, im nächsten Jahr gehörig ansteigen ...

Keine Werbung für Italien bringt die 1943 in Sizilien spielende, schon 1969 gedrehte Kriegs-Tragikomödie „Stoßtrupp Avola“ (mit dem Originaltitel „Rosolino Paternd, soldato“), deren Grundgedanke in dem italienischen Original eine bestechende Entlarvung des verbrecherischen Ehrgeizes hoher militärischer „Strategen“, der Sinnlosigkeit des Krieges und stupiden militaristischen Denkens darstellt; in der (nunmehr sechs Jahre verspätet gezeigten) deutschen Synchronfassung wird aus der nicht mit Schärfe, sondern Melancholie und fatalistischer Milde gestalteten Anti-kriegs-Satire eine verschnittene Mischung aus Blödelei und Militärgroteske, die der humanistischen Tendenz des von Nanni Loys inszenierten Originals in keiner Weise entspricht, sondern diese verfälscht und zerstört. Jammerschade um den fair sehen Eindruck, den dieser Film in dieser Version hier machen muß!

Wer Interesse für effektvolle Exotik und wirklich gekonnte, choreographisch inszenierte Karatekampfszenen besitzt, kann sich den überaus spektakulären und aufwendigen (dabei selbstverständlich sehr harten — das gehört einfach dazu!) Hongkong-Eastern „Die Eroberer“ ansehen; in der deutschen Synchronfassung natürlich barbarisch gekürzt und bei uns in einer schlechten Farbkopie präsentiert, besitzt der mit den augenblicklich drei größten fernöstlichen Stars (David Chiang, Ti Lung und Chen Kuan-tai) besetzte Abenteuerfilm dennoch für den Kenner einige interessante und reizvolle Momente, die zum Nachdenken über diese bei uns verkannte Filmart anregen könnte!

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