6906785-1980_46_15.jpg
Digital In Arbeit

Was bewegt die Manager?

Werbung
Werbung
Werbung

Leitende Angestellte sind in hohem Ausmaß leistungsorientiert und berufsbezogen. Die Bindung an den Betrieb ist oft stärker als private Bindungen. Dem höheren Bildungsniveau und der starken Aufstiegs- und daher auch Konkurrenzorientierung entspricht ein rationales, nämlich ein Aufstiegs- und am Gewinn orientiertes Verhalten gegenüber der Umwelt.

Damit sind die leitenden Angestellten aber gleichzeitig auch Träger der Dynamik im wirtschaftlichen Bereich, sie übernehmen Funktionen, die historisch dem Unternehmer im engeren Sinn zugeordnet gewesen sind und zeigen, wenn auch in differenziertem Ausmaß, Bereitschaft zur Identifikation mit dem Unternehmen.

Diese Identifikation ist bei kaufmännischen Angestellten im allgemeinen höher als bei technischen und sinkt mit zunehmendem Lebensalter, wenn keine Spitzenposition erreicht wird. Effizienz und Einsatz der eigenen Energie stehen im Vordergrund.

Die Interessendurchsetzung wird als eher individuelles Anliegen verstanden. Dies hat allerdings auch die Konsequenz, daß sowohl die Bereitschaft zur Solidarisierung mit nichtleitenden Angestellten eher schwach ausgeprägt ist und auch die Neigung zur Organisation in Interessengruppen vergleichsweise gering ist. Sie ist eher noch im technischen als im kommerziellen Bereich feststellbar. Gegen die Organisationsbereitschaft spricht vor allem die Ausrichtung auf den innerorganisatorischen Aufstieg.

Im Verhältnis zur Politik sind leitende Angestellte im allgemeinen eher zurückhaltend und schätzen die Rolle der Politik bei der Verfolgung ihrer Aufstiegschancen zwar im Bereich der verstaatlichten Industrie hoch, ansonsten aber eher niedrig ein.

Zwischen dem Leitbild des leitenden Angestellten (weitgehende Identifikation mit dem Unternehmen) und der tatsächlichen ökonomisch-sozialen Lage bestehen Unterschiede, die auch als Zwiespalt zwischen Bewußtseinslage und tatsächlicher Situation zu interpretieren sind.

Dies manifestiert sich insbesondere in folgenden Phänomenen:

• Das Arbeitsplatzrisiko leitender Angestellter steigt mit zunehmender Spezialisierung, zumindest was die Masse und nicht die obersten Ränge der Hierarchie betrifft.

• Arbeitsrechtlich hängt auch der leitende Angestellte in der Mehrzahl der Fälle von den Ergebnissen innerhalb des Unternehmens und nicht von den Marktgesetzlichkeiten ab. Sein persönliches Beschäftigungsrisiko wird unmittelbar durch diese innerorganisatorische Struktur und erst mittelbar über den Markt bestimmt.

• Leitende Angestellte sind auf Grund ihres Einkommens steuerlich Opfer der hohen Progression, die bereits bei mittleren Einkommen einsetzt; die durchaus beachtlichen Steuerbegünstigungen des österreichischen Einkommensteuergesetzes für unternehmerisches Risiko sind für sie nicht anwendbar.

• Eine soziale Absicherung, die über die allgemeine Absicherung etwa auf Basis von Angestelltengesetz und Kollektivverträgen hinausgeht, findet sich im allgemeinen nur beim Top-Management.

• Gegenüber anderen Angestellten (wenn auch seltener gegenüber dem Unternehmer) unterscheiden sie sich durch weit weniger Freizeit und oft geringere Selbstzufriedenheit außerhalb des Unternehmens.

Auszug aus: DER LEITENDE ANGESTELLTE. Von Manfred Drennig, Walter Heinzinger, Wolfgang Schüssel (Hrsg.). Studienreihe der Politischen Akademie Band 10, I97 Seiten, öS 40,-.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung