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Papierene Gegensätze

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Eine Ausstellung ist mehr als eine Ansammlung von Bildern. Sie braucht einen Zusammenhang, einen roten Faden. „Utopie und Weltschmerz, Arbeiten auf Papier”, so lautet der Titel, unter dem in Klosterneuburg Zeichnungen, Aquarelle, Gouachen und Collagen von rund 40 Künstlern und Künstlerinnen zu sehen sind. /

Alle Bilder stammen aus der „Sammlung Essl”. Für die Schau seien nur Papierarbeiten ausgewählt worden, weil diese „von großer Unmittelbarkeit gekennzeichnet” und deshalb am besten geeignet seien, die utopischen Entwürfe der Künstler und ihren latenten Schmerz über die Wirklichkeit zum Ausdruck zu bringen, erläutern die Veranstalter.

Mag sein. Der rote Faden, der durch diese Ausstellung führt, ist aber ein anderer: die Antithese.

Deformation und Ästhetik, Phantasie und Wirklichkeit, Harmonie und Gewalt, Ordnung und Wahn, Sinnlichkeit und Verweigerung - Bilder zu entgegengesetzten Themen, von gegensätzlichen Künstlerpersönlichkeiten, aus unterschiedlichen Kunstrichtungen werden hier bewußt nebeneinandergestellt. Wirken soll die Konfrontation der Bilder miteinander; sie soll eine stärkere Auseinandersetzung des Betrachters mit dem Werk auslösen. Konflikte werden provoziert, um letztlich „gegensätzliche Positionen zusammenzuführen”.

Neben Alfred Kubins Phantasmen wird umso deutlicher, wie sehr die Bilder eines Gottfried Salzmann an das Wirkliche, Sichtbare, Gesehene gebunden sind. Und Franz Bingels schonungslose Dokumentation menschlicher Brutalität wirkt noch erschreckender, wenn gleich daneben Albert Paris Gütersloh uns etwas von Idylle und heiler Welt erzählt.

Anders die Arbeiten von Arnulf Rainer und Franz West in der Eingangshalle: Jedes Bild trägt die Antithese bereits in sich: thematisch, weil es um Zerstörung geht, und von der Technik her, weil Fotos verwendet und verfremdet werden. Vorhandenes wird deformiert, um zu einer neuen Aussage zu kommen - und zu einer neuen Ästhetik.

Weitere Themenschwerpunkte: „Liebe und Tod” - unter anderem mit Arbeiten von Oskar Kokoschka und Alfred Kubin — „Geist und Körper”, „Poesie und Leid”.

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