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Täglich verhungern Menschen
ÜBER DEN FORTSCHRITT DER VÖLKER. Die Entwicklungsenzyklika Papst Panis VI. „Po- pulorum progressio”. Mit einem Kommentar sowie einer Einführung von Heinrich Kr an ss SJ., Freiburg i. B., 1967 (Herder-Bücherei 286), 20 Seiten, S 22. —.
ÜBER DEN FORTSCHRITT DER VÖLKER. Die Entwicklungsenzyklika Papst Panis VI. „Po- pulorum progressio”. Mit einem Kommentar sowie einer Einführung von Heinrich Kr an ss SJ., Freiburg i. B., 1967 (Herder-Bücherei 286), 20 Seiten, S 22. —.
Papst Paul VI. hat an die Weltkonferenz für Handel und Entwicklungshilfe (UNCTAD = United Nations Conference on Trade and Development) in Neu-Delhi, die in diesen Tagen stattfand, eine Botschaft zukommen lassen, in der er auf die Probleme der Entwicklungsländer zu sprechen kommt. Diesem ganzen schwierigen Fragenkomplex hat er im März 1967 eine ganze Enzyklika gewidmet, die der Verlag Herder mit einer sehr ausführlichen Einleitung (S. 12 bis 138!) und einem knappen Kommentar des bekannten Sozialwissenschaftlers Heinrich Krauss herausgegeben hat. Im ersten Teil der Einleitung wird der „Sitz der Enzyklika im Leben” angegeben: Begriffsklärungen, Tatsache der Entwicklungsländer (70 Prozent der Weltbevölkerung leben mehr oder weniger im Elend. Täglich verhungern Menschen) Der zweite Teil ordnet die Enzyklika in die Tradition der katholischen Soziallehre ein. Mit einiger Beschämung vernimmt man, daß erst im Jahre 1839 Papst Gregor XVI. mit der Bulle „In Supremo” die Sklaverei verboten hat. Bis dahin wurde zwar den Opfern der Sklaverei im Geiste christlicher Nächstenliebe geholfen (hl. Petrus Cla- ver), aber die Sklaverei hat man als „naturrechtlich” begründete Einrichtung der menschlichen Gesellschaft angesehen.
Dieses Beispiel dürfte sowohl vor einer allzu statischen Sicht des Naturrechtes warnen als auch zugleich ein konkretes Beispiel sein, daß auch das kirchliche Lehramt in Fragen, die nicht unmittelbar mit der Offenbarung Zusammenhängen, erst mühsam suchen muß. Die Problematik der Entwicklungsländer wurde zuerst in der Enzyklika Quadragesimo Anno” Pius’ XI. angeschnitten. Zum eigentlichen Thema der kirchlichen Soziallehre wurde sie erst durch die Enzyklika „Mater et Magistra” Johannes’ XXIII. und durch die vorliegende Enzyklika erhoben. Inzwischen ist aus Kreisen des Liberalismus und des Sozialismus verschiedentlich Kritik an der Enzyklika geübt worden. Dieser Kritik ist wohl entgegenzuhalten, was erst kürzlich eine weltbekannte Autorität auf dem Gebiet der Sozialwissenschaften, Prof. Oswald v. Nell-Breuning, den der Papst in seiner Enzyklika zitiert, geschrieben hat: „Der Papst ist kein Professor der Nationalökonomie, und eine Enzyklika ist kein Lehrbuch der Wirtschaftswissenschaften und will auch keines sein” (Christ in der Gegenwart 29 [1968] 52).
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