Vielstimmige Fürbitte

Als Jorge Bergoglio am 13. März 2013, soeben zum Papst gewählt, auf die Loggia des Petersdomes in Rom trat, galt eine seiner ersten Bitten dem "Gebet des Volkes für seinen Bischof". Immer wieder hat Franziskus seither in ähnlicher Weise ums Gebet ersucht. Gerda Schaffelhofer, Geschäftsführerin der Verlagsgruppe Styria und der FURCHE, hat die päpstliche Bitte zum Anlass genommen, und Persönlichkeiten aus Kirche und Gesellschaft eingeladen, "ein persönliches Gebet für Papst und Kirche" zu formulieren. Mehr als 130 Autorinnen und Autoren sind dem gefolgt - und das Ergebnis liegt nun in Buchform vor. Eine - gewollt - heterogene Textsammlung liegt mit "Gebete für Papst Franziskus" vor, denn, so Herausgeberin Schaffelhofer, es handle sich um "persönliche Gebete. Jede und jeder hat seine eigene Sprache". Daher verbitte sich auch "jeder harmonisierende Eingriff".

Schon ein formaler Vergleich deutet die Bandbreite der beigetragenen Gebete an: Eva Weissenberger, Chefredakteurin der Kleinen Zeitung Kärnten, kommt mit einer einzigen Zeile aus, während der Publizist und Johannes XXIII.-Biograf Hubert Gaisbauer gleich ein "Acht-Tage-Gebet für Papst Franziskus" beisteuert. Konventionelles steht neben originell Frommem wie dem Text des österreichischen Weltmusikers Hubert von Goisern (siehe oben). Nicht selbstverständlich auch, dass aus anderen christlichen Konfessionen sowie von Vertretern nichtchristlicher Religionen Gebete formuliert wurden. Der lutherische Bischof Michael Bünker, sowie sein altkatholischer Amtsbruder John Okoro finden sich ebenso unter den "Betenden" wie der orthodoxe Theologe Grigorios Larentzakis. Aber auch Muslime -der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft, Fuat Sanaç, sowie der Islam-Professor und FUR-CHE-Kolumnist Mouhanad Khorchide haben "Papstgebete" verfasst, gleichfalls Rabbiner Walter Homolka (vgl. dazu die FUR-CHE-Kolumne "Glaubensfrage", Seite 14).

Den Löwenanteil der Beitragenden kann man naturgemäß unter dem durch das II. Vatikanum geprägte Wort vom "Volk Gottes" subsumieren. Kirchenreformer(innen) - etwa Margit Hauft, die Vorsitzende der "Laieninitiative" , oder Hans Peter Hurka von "Wirsind Kirche" - sind dabei, ebenso Bischöfe (u.a. Alois Schwarz, Benno Elbs, Franz Lackner oder die Kardinäle Christoph Schönborn und Walter Kasper), Ordensleute (Frauenordensvorsitzende Sr. Beatrix Mayrhofer), Theolog(inn)en, Laiinnen und Laien - nicht zuletzt, aber beileibe nicht nur aus dem Bereich der Katholischen Aktion. Auch Publizisten wie Hubert Feichtlbauer zählen zu den Autoren, die FURCHE-Crew ist mehrfach vertreten.

Dass Persönlichkeiten aus Zivilgesellschaft und Politik - darunter die Minister Sebastian Kurz und Andrä Rupprechter, Landeshauptmann Josef Pühringer, Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl oder Gerald Schöpfer, Präsident des Roten Kreuzes, - die Gebets-Einladung angenommen haben, rundet das Bild, welches das Buch "Gebete für Papst Franziskus" bieten will, ab. Als letzter findet sich der Apostolische Nuntius, weil Peter Zurbriggen in der alphabetischen Anordnung der Autor(inn)en namensmäßig den Schlusspunkt bildet.

HUBERT VON GOISERN

Gott, du hast deine Kirche mit diesem Papst an einen Wendepunkt gestellt. Jetzt lass ihn nicht im Stich:

Gib ihm die Kraft, um seine Kirche von einem "notwendigen Übel" zu einem Segen für diese Welt zu machen.

Gib ihm den Mut, die Finger in die wirklich tiefen Wunden der Kirche zu legen - die tiefste davon ist ihr Umgang mit den Frauen.

Und schenke ihm ein langes Leben und eine robuste Gesundheit, um den Widerstand der Furchtsamen und der Heimtückischen zu überwinden.

Ich weiß, du hast eine Ewigkeit dafür Zeit, aber ich würde es gerne noch erleben!

Dein Hubert (der Goiserer)

Gebete für Papst Franziskus Hg. von Gerda Schaffelhofer. Styria Premium 2014.280 Seiten, geb., € 14,99