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Alle Badewannen belegt — das kommt nie wieder

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Die österreichische Fremdenverkehrswirtschaft leidet. Der zweite verregnete Sommer in Folge wird den seit fünf Jahren zu verzeichnenden Rückgang der Nächtigungen wahrscheinlich noch beschleunigen und die Rückzahlung der hohen Schulden (fast 200.000 Schilling pro Hotelbett!) noch schwieriger machen.

Ganz Österreich fühlt mit. Erstens, weil man zum Fremdenverkehr eine andere, emotionellere Reziehung als zu anderen Wirtschaftssparten hat. Zweitens, weil die meisten Österreicher glauben, daß Österreich in erster Linie vom Tourismus lebt. Fälschlicherweise, denn auch in der Hochblüte des Fremdenverkehrs war sein Beitrag zur gesamten Wertschöpfung Österreichs (also dem Bruttoinlandsprodukt = BIP) nur rund ein Viertel so groß wie jener der Industrie.

Die nackten Zahlen sind so dra matisch nicht: 1996 waren die Nächtigungen gegenüber den Spitzen-Jahren 1991 und 1992 um etwa 13 Prozent niedriger und damit wieder auf dem Niveau von 1987. Da mußten andere Branchen im selben Zeitraum mit ganz anderen Rückgängen fertig werden! Und mit insgesamt 113 Millionen Nächtigungen ist Österreich nach wie vor eine Tourismus-Weltmacht. Tirol und Kärnten zusammen haben immer noch mehr Nächtigungen als das im Reise-Trend liegende Griechenland.

Die drückende Zinsenlast durch die überdurchschnittlich hohe Verschuldung (bei gleichzeitig sinkenden Umsätzen) und die Aussichtslosigkeit, den Trend umzudrehen, machen die Weltuntergangsstimmung der Betroffenen dennoch verständlich. Die Meldung „Alle Badewannen ausgebucht!” wird es jedenfalls solange nicht mehr geben, solange ein Liter Kraftstoff für einen Pkw dank Mineralölsteuer fünfmal so viel kostet wie für ein Flugzeug.

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