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DIE ZUKUNFT, SIE HAT SCHON BEGONNEN
Ein Blick in die nicht viel mehr als 60 Jahre alte Geschichte des Films zeigt, daß sie fast nur aus Revolutionen und Umbrüchen besteht. Augenblicklich wird eine solche Revolution von außen her, vom Fernsehen, in das Kino hineingetragen und macht dort ernstlich Sorge. Wir in Oesterreich haben bisher noch nicht allzu viel davon gespürt (14.000 angemeldete und etwa noch die gleiche Zahl bis zum 1. Jänner nicht anmeldepflichtig gewesener Fernseher sind noch kein hoher Prozentsatz). Andere Länder aber sehen das Ding schon anders. So beispielsweise unser Nachbar Westdeutschland. Dort stieg die Zahl der Fernsehteilnehmer innerhalb des Jahres 1957 von 600.000 fast auf das Doppelte, mehr als 1,1 Millionen. Natürlich muß das irgendwie auf Kosten des Kinobesuche gehen.
Der Frage, in welchem Umfange und warum, ist dieser Tage das Münchner Markt- und Meinungsforschungsinstitut „Infratest“ nachgegangen und dabei zu beirferkenswerten' Ergebnissen gekommen. 65 Prozent der deutschen Fernsehteilnehmer gehen, seit sie ein Fernsehgerät haben, seltener als früher ins Kino. Am meisten Kinogeher abgezogen hat das Fernsehen bei den unteren Bildungsschichten und auf dem Lande; stabiler erwiesen sich die „Gebildeten“ (sie sind dem neuen Fernsehen gegenüber so mißtrauisch, wie sie es früher einmal dem Kino gegenüber gewesen sind!) und die Bewohner in Städten mit mehr als 500.000 Einwohnern: man schließt aus tetztemhdBÖdie übrige uRwasi in den Großstädten eben noch stärker sind., alt das Fernsehen. Am anfälligsten für die Neuerung des Fernsehens erweist sich der Arbeiterstand; hier wandern 79 Prozent langsam vom Kino zum Fernsehen ab.
Aufschlußreich sind auch die Antworten auf die Frage, womit die Fernsehteilnehmer selbst den Rückgang des Kinobesuches erklären. 50 Prozent antworteten: Weil das Fernsehen eben das Kino ersetze. 25 Prozent: Zu Hause sei es gemütlicher. 15 Prozent: Durch das Fernsehen „komme man nicht mehr ins Kino“. 5 Prozent: Das Fernsehen sei billiger als das Kino. 5 Prozent: Verschiedene Gründe.
So oder so: das „Zeitalter des Films und des Kinos“ scheint in den hochzivilisierten Zonen seinen Höhepunkt überschritten zu haben. Die Welt beginnt sich langsam neuen Begegnungen von Kunst und Technik, Kunst und Naturwissenschaften zuzuwenden. Dieser Umwälzung und allen ihren neuen Stil- und gesellschaftsbildenden Kräften werden wir höchste Aufmerksamkeit zuzuwenden haben.
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