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Christen brutal unterdrückt

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Ein zuerst wirtschaftlich und politisch motivierter Bürgerkrieg artet in religiöse Verfolgung aus.

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Ein zuerst wirtschaftlich und politisch motivierter Bürgerkrieg artet in religiöse Verfolgung aus.

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Das seit fünf Jahren im Sudan herrschende Militärregime verfolgt in erster Linie all jene Menschen, die sich der zwangsweisen Islamisierung des Landes widersetzen.

Im Juni 1994 flohen Tausende vor einer neuen Offensive der sudanesischen Regierung aus ihren Dörfern. Die Regierungstruppen brannten Kirchen nieder und ermordeten Kirchenführer. Allein in der Region von Bahr El Ghaz-al kamen im vergangenen Sommer Tausende ums Leben, und 300.000 Menschen flüchteten vor den Massakern. Biesige Flüchtlingslager, Seuchen und Hungertod waren und sind die Folgen.

Augenzeugenberichten zufolge werden Kinder aus dem Südteil des Landes von Angehörigen der fundamentalistischen, islamischen Front entführt; sogenannte Straßenkinder werden eingesammelt und in Lagern interniert. Die Kinder müssen zum Islam übertreten und ihre Identität wird verändert. Sie bekommen neue Namen, werden verkauft, müssen als Sklaven arbeiten oder werden in den Konzentrationslagern militärisch ausgebildet und an die Front geschickt. In einigen Fällen ist es katholischen Bischöfen gelungen, geraubte Kinder um 300 bis 400 Dollar freizukaufen und ihren Eltern zurückzugeben.

Die Kirche ist im Sudan nach wie vor präsent, wenn auch nur durch eine kleine Zahl von Missionaren und Pastoralassistenten. Trotz aller Schwierigkeiten gibt es noch lebendige und aktive Gemeinden, die auch auf unsere Solidarität und Hilfe hoffen.

In allen Teilen des Landes sind Christen immer wieder Verfolgungen, Verhaftungen und Mißhandlungen ausgesetzt. Ständig werden neue Menschenrechtsverletzungen bekannt, die von Be-gierungstruppen unter dem Schutz der Scharia in den Nuba-Bergen, im Südsudan und an gemäßigten Moslems in Norden des Landes verübt werden.

1983 hatte Präsident Numeiri die Scharia im gesamten Sudan eingeführt. Diese Gesetze (mit drakonischen Sanktionen, insbesondere Körperstrafen) wurden und werden seitdem extrem mißbraucht... Seit Beginn des Bürgerkriegs 1983 ist mehr als eine Million Menschen getötet worden, rund fünf Millionen wurden heimatlos...

Der Druck der internationalen Staatengemeinschaft gegen die sudanesischen Bürgerkriegsparteien müßte verstärkt werden, um ein Ende des Krieges gegen die Zivilbevölkerung zu erreichen.

Leider zeigen einige Signale in die umgekehrte Richtung: Aus mehreren Quellen ist bekannt, daß Frankreich im Sommer mit dem Militärregime in Khartum einen Handel abgeschlossen hat: Für die Auslieferung des Terroristen „Carlos” und zugunsten einer sudanesischen Einflußnahme bei der algerischen „Islamischen Heilsfront” soll Frankreich den Militärs Satellitenfotos über die Stellungen der südsudanesischen Truppen zur Verfügung gestellt haben. Für eine Fortsetzung des Leidens ist also gesorgt.

Aus „Christen in Not” 1/95

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