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Digital In Arbeit

Geschickte Kamera

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Ein Film, den man sich unbedingt ansehen sollte, wenn man dn unserer hektischen und gefühlsarmen Zeit für die Romantik und den Zauber einer zarten Liebesgeschichte noch empfänglich ist, schuf der junge Franzose Claude Lelouch, der auch für Drehbuch, Kamera und Schnitt seines Streifens „Ein Mann und eine Frau“ verantwortlich zeichnet. Lelouch hat hier ein Werk geschaffen, das die Liebe zwischen Mann und Frau mit aller Offenheit und Tragweite schildert, ohne deshalb konstruiert oder — was verlockend wäre — sexbetont zu wirken. Unbeschreiblich schön und technisch perfekt ist die Photographie; aus jeder Einstellung strahlt echte Poesie. Durch geschickte Rückblenden und einen gezielten Wechsel zwischen farbigen und „einfarbigen“ Sequenzen, die durch einen bestimmten Farbton Stimmungen und Gefühle symbolisieren, gelingt es dem Regisseur und Kameramann, ganz eigenartige Wirkungen zu erzielen. Stellenweise erreicht er durch rein optische Effekte eine viel stärkere Ausdruckskraft, als dies mit Worten möglich gewesen wäre. Großartig sind die ideal besetzten Hauptdarsteller AnoUk Aimee und Jean-Louis Trintignant.

Nach einer blendenden literarischen Vorlage, nämlich nach John le Carres Erstlingswerk „Call for the Dead“, entstand unter der Leitung des eigenwilligen Amerikaners Sidney Lumet, ein spannender, optisch und darstellerisch außergewöhnlicher Spionagesttreifen, der sich von den üblichen Filmen dieses Genres wohltuend unterscheidet. Mit „Anruf für einen Toten“ hat Lumet im Verein mit seinem Kameramann Fred Young einen Kriminalflimstil konsequent weiterentwickelt, der von Guy Hamiltons Harry-Paimer-Serie eingeleitet worden war. Noch mehr als dort wird hier besonderer Wert auf eine sorgfältige Durchzeichnung der Charaktere gelegt; noch mehr als dort arbeitet die Photographie mit ausgeklügelten Licht-Schatten-Effek-ten. Als Geheimdiensitbeamter außerhalb des herkömmlichen Schemas, der ganz im Gegensatz zu so vielen seiner Agentenkollegen persönlich in die Affäre verwickelt ist, bietet James Mason eine reife und profilierte Leistung. Das Ereignis dieses unbedingt sehenswerten Films aber ist Simone Signoret, die ihr vom Alter zerfurchtes Äußeres mit unglaublicher Selbstverleugnung einer gradiosen Schauspielerleistung

Mit deutscher Gründlichkeit bringt der Streifen „Die letzten Paradiese“ ein brennendes Anliegen unserer Zeit zur Sprache. Sieben Jahre lang bereiste ein Team unter der Leitung des bekannten Kulturfilmregisseurs und Tierphotographen Eugen Schuhmacher die ganze Erde, um die seltensten Tiere und manchmal letzten Vertreter ihrer Art, die aus Unverstand, Profitgier oder auch nur aus reiner Lust am Töten von den Menschen fast ausgerottet worden sind, in einmaligen Farbaufnahmen festzuhalten Die photographische Ausbeute dieser Expedition ist so faszinierend, daß man darüber den einfallslosen Schnitt und den moralisierenden Kulturfilmkommentar fast verschmerzen kann. Emst Nie&sner

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